Leben am Baumteller |
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16.04.2016: Der Ast, an dem dieser Zaunkönig kopfüber Moos zupft, gehört zu einem Baumteller mit mehreren Nestern |
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Ein Amselnest im BaumtellerWenn der Sturm einen Baum kippt, entsteht manchmal ein sogenannter Baumteller, vor allem dann, wenn der Baum ein Flachwurzler ist und der Boden feucht oder sogar sehr naß ist. Kommt noch Regen dazu, dann wird der Baum auch noch sehr schwer und kippt noch eher um. Rechts oben im Wurzelwerk des Baumtellers sieht man ein Loch, die dunkle Stelle. Dort hat eine Amsel ein Nest gebaut. Das Nest ist in Augenhöhe direkt an einem Trampelpfad. Als ich es entdeckte, waren 2 Eier im Nest. Eine Woche später waren es noch immer nur diese zwei Eier. Jeder Fußgänger geht nur 50 cm am Nest vorbei. Diese Neststörung ist von den Fußgängern nicht beabsichtigt. Es wird auch kaum jemand bemerkt haben. Der Amsel aber war das zuviel. Sie hat das Nest aufgegeben. Vielleicht ist sie ja beim nächsten Nest schlauer. Um es mit Darwin zu sagen: Wer sö dämlich sein Nest baut, kann sich nicht fortpflanzen. Es ist die natürliche Auslese der Natur.
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Noch ein Baumteller
Ein Jahr später im Herbstfand ich Löcher im Baumteller, die wie angefangene Brutröhren aussahen. Vom Eisvogel war nichts zu hören und schon gar nichts zu sehen.. Ein weiteres Jahr war vergangen, und ich besuchte den Baumteller schon Anfang März. Eisvögel fangen schon zeitig im Jahr mit dem Brüten an. Vier Löcher gab es in der Wand. Beflogen schienen sie nicht zu sein. Eine Woche später entdeckte ich an einem Loch Kotspuren und feuchte Erde. Das sah ganz nach einer bewohnten Röhre aus. Nun ließ ich mir Zeit und suchte eine gute Deckung. Schließlich wollte ich nicht zum Neststörer werden. Es war eine Geduldsprobe. Als ich nach Stunden aufgeben wollte, flog ein roter blau glänzender Vogel im hohen Tempo an mir vorbei. Das war er. Er war in der Röhre. Am nächsten Tag:Als erstes fiel mir die Eisvogelrutschbahn in der Röhre auf. Matschige Erde und frischer nasser Kot sind zu erkennen. Auf dem Bauch rutschend schießt der Eisvogel aus der Röhre und ist sofort weg. Das dauert keine Sekunde, und die hat man schnell verpaßt! Ich auch. Aber nun gab es eine weitere Überraschung:
Dann streikte mein Akku. Und während ich den Akku wechselte, hörte ich ein bekanntes lautes zieh zieh zieh. Der Eisvogel flog rasant unmittelbar vor mir vorbei und landete nur 10 Meter weiter auf einem Zweig am nahen Bach. Und sofort tauchte er ab ins Wasser. Er kam ohne Beute aus dem Wasser, flog wieder auf den Zweig und fing an sich zu putzen. Ist ja klar! Auf der Rutschpartie aus der Röhre hat er sich ganz schön beschmiert und reinigte sich nun erst einmal mit einem Vollbad im Bach. Ein unscharfes Foto konnte ich gerade noch machen, dann war er auf und davon. Ein paar Fotos vom zutraulichen Zaunkönig:Noch 'ne Überraschung:An der linken Seite des Baumtellers gibt es unten noch ein Zaunkönignest. Und noch ein Brutvogel:Ein Rotkehlchen, daß nicht so zutraulich war wie der Zaunkönig, sich hinter gesammelten Laub versteckte und sehr vorsichtig war, schaute zu mir herüber. Mit Nistmaterial im Schnabel mußte es wohl auch in der Nähe sein Nest haben. Das gleiche Spielchen: Anflug gegen die Wand aus Erde und Wurzeln, und es war sofort verschwunden. Es hatte sein Nest ganz rechts im Baumteller. Auf 2 1/2 Meter waren 3 Nester und ein viertes auf der anderen Seite. Hinter mir, oben in einer abgebrochenen alten Weide, baute ein Kolmeisenpärchen sein Neist. Darunter lärmte ein Kleiber und am andern Ufer rief ein Zilpzalp ständig seinen Namen.
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Zwei Tage später:Auch wenn jetzt jemand meint, ich sei ein Spinner oder sowas gibt es doch gar nicht, doch, gibt es:
Knapp 1 Meter links vom Eisvogelloch hat eine Amsel mit frischen grünen Halmen und Moos in eine Niesche ein Nest gebaut. Leider habe ich sie nicht beim Nestbau beobachten können. Kein Wunder, denn sie hatte mit ihrem Nistplatz pech. Ein kleiner Erdklumpen fiel ins halbfertige Nest und beendete alle Aktivitäten. Schade.
Ein Mönchgrasmückenweibchen und ein Männchen (rechts) -
Und plötzlich höre ich wieder das vertraute zieh-zieh-zieh, nur viel schneller und nicht aus dem Nest, sondern hinter mir. Ich drehe mich um, um den Rufer zu suchen. Dabei verpasse ich den Abflug des anderen Eisvogels aus dem Nest. Beide flogen 50 bis 60 Meter bachaufwärts, landeten auf einem Zweig am Ufer, drehten sich sofort um und schauten zurück in meine Richtung. Klar, daß sie mich gesehen hatten. Das veranlaßte mich, volle Deckung hinter einer riesigen Weide mit mehreren Stämmen zu suchen und auf die Rückkehr zu warten. Das zog sich aber hin, und ich wollte schon den Heimweg antreten. Plötzlich sind beide Eisvögel wieder da, sitzen kaum 5 Meter vor mir lautlos vor der Niströhre und sichern eine zeitlang in alle Richtungen. Und ich schaue in Schockstarre zu. Dann geht alles ganz schnell. Er fliegt zum Nest und muß brüten. Sie fliegt den Bach hinab. Am Baumteller ist wieder Ruhe eingetreten. Und ich weiß jetzt, wann die Ablösung am Brutplatz erfolgt. |
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Endlich ist mal richtig schönes Frühlingswetter.
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Mo 25.04.2016: Vom 26.04. bis 28.04.2016 habe ich mir alle Beobachtungen verkniffen. Das Wetter war nicht besser geworden, eher noch schlechter! Fr. 29.04.2016 12:38: Eisvogel fliegt vom Nest ab, Rückkehr 12:58 Uhr (MEZ). Ich habe was gegen Sommerzeit. Sa 30.04.2016: Das Rotkehlchen verpflegte 3 x den Partner am Nest, etwa alle 20 bis 30 Minuten.
In der Natur geht es hart zu: Auf einem bemoosten dicken Ast lag ein totes Vogelküken, keine 50 m vom Baumteller entfernt. Vermutlich ist es ein Drosselbaby. Mehrere Drosselnester sind in der Nähe. Der Eichelhäher, einer der schlimmsten Nesträuber, ist auch immer in der Nähe. Drosseln sind Freibrüter und deshalb dem schlauen Eichelhäher schutzlos ausgeliefert. Der sitzt in aller Ruhe auf einem Ast und beobachtet, wo die Drossel mit dem Futter hinfliegt. Wo gefüttert wird, da sind auch Küken. Dieser Schlaufuchs kennt alle Freibrüter. Meisen interessieren ihn nicht, denn die sind Höhlenbrüter. Und da kommt er nicht ran. Wenn sie aber noch unbeholfen im kleinen Schwarm den Alten nachfliegen, dann ist er zur Stelle. Ich habe einmal beobachtet, wie ein Eichelhäher eine junges gerade flügge gewordenes Kohlmeisenkind erbeutet hatte. Und dann hat sich der Räuber auf die gleiche Art verraten. Nun wußte ich nämlich, wo seine Küken waren. Die waren ziemlich flauschig und konnten noch nicht fliegen. Aber sie waren gut zu Fuß und ich hatte meine liebe Not, ein Foto zu schießen. Sie kannten jedes Versteck. Das Foto war im Kasten, ich wollte nicht weiter stören und ging weiter. Kaum war ich weit genug weg, gab es ein Riesengekreische. Ein Bussart hatte auch gesehen, wo das Meisenküken verfüttert worden war und griff sofort zu. Beide Eichelhäher verfolgten ihn laut schimpfend, aber ohne Erfog. Es immer die gleiche Methode: Beobachten, beobachten, beobachten - zuschlagen und dann nichts wie weg. Am Ende der Nahrungskette stehen die Greife, Deren Erzfeind ist nur der Mensch, auch in Deutschland! So 01.05.2016: Hundekalt. Ich verkneife mir das Beobachten. Mo 02.05.2016: Gestern noch eiskalt, heute 20 Grad! Di 03.05.2016: Mi 04.05.2016: |
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Do 05.05.2016, Vatertag! Auf der anderen Bachseite ist ein Wanderweg, von dem immer wieder das Gegröhle der Betrunkenen lautstark zu hören war. Viele Radfahrer und Wanderlustige waren ebenfalls unterwegs. Auf dem Rückweg besuchte ich meinen alten Gärtner, der schon über 40 Jahre einen 2000 qm großen Garten bewirtschaftet. Inzwischen ist er 86! Vor einigen Jahren konnte ich ihn überreden, einige meiner vielen gefundenen Nistkästen im Garten aufzuhängen. Vor ungefähr vier Jahren hatte ich ihm zwei kaputte Nistkästen gebracht. Weil es regnete, hatten wir sie nicht repariert, sondern als Halbhöhlen in eine Hecke und in eine seiner fliegenden Zeltbauten gesteckt. Mit voller Stolz geschwollener Brust berichtete er mir nun, daß in den Kasten unter der Plane immer mal ein Rotkehlchen fliegt. Ob die da brüten wollen?. Reinschauen ging nicht, aber ganz vorsichtig mit dem Finger reintasten müßte gehen. Und tatsächlich - ein Gelege. Sechs weitere Nistkästen sind mit Blau- und Kohlmeisen belegt. An den vielen Eigenbau-Futterhäuschen und dem selbstgebauten Insektenhotel herrscht Dauerbetrieb.
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Mo 09.05.2016: Di 10.05.2016:
Mi 11.05.2016: Vielleicht beginnt am 14.05.2016 die nächste Brut. Ist dann um den 05.06.2016 herum die nächste Fütterung zu sehen? Do 12.05.2016: Fr 13.05.2016: Nun war meine Grüntarnung so dicht geworden, daß mich die Eisvögel nicht mehr sehen konnten. Leider hatte ich dadurch aber nur noch einen Tunnelblick auf einen kleinen Teil das Baumtellers, aber wenigstens auf eine Stelle, auf der sie gerne saßen. Ein Stativ wäre gut, ließ sich aber wegen der Bodenbeschaffenheit nicht aufstellen. Und mit einem Einbein kam ich nicht zurecht. Zu Hause hatte ich ein kaputtes kleines Stativ mit nur noch zwei Beinen. Das war zwar Schrott, aber ich konnte mich bislang nicht von ihm trennen. So schraubte ich es vor meinem Sichtloch an den mächtigen Stamm der Weide. Nun mußte ich die Kamera nicht mehr ständig halten und konnte den Ansitz auf dem Monitor beobachten. Das war gut, aber nicht für den Akku. Und immer wenn ich den wechselte, war vor dem Baumteller etwas los. Murphys Gesetz: Oder war es doch Freitag der Dreizehnte? Sa 14.05.2016: Und nun ein paar Fotos der letzten Tage: Mo 16.05.2016: Also zurück zum Baumteller. In den ersten 30 Minuten rührte sich nichts. So ging ich davon aus, daß die Eisvögel inzwischen auf und davon waren und das Weibchen mit der zweiten Brut begonnen hatte. Plötzlich saß das Weibchen wieder auf dem "vereinbarten Sitzplatz". Die Kamera auf dem an den Baum geschraubten Stativ hatte sie gut im Blickfeld. Sie flog aber gleich wieder weg und kam erst nach einer halben Stunde zurück, flog für 10 Sekunden ins Nest und gleich wieder davon. Ich hoffe, daß sie nun anfängt zu brüten. Der Partner kam in Abständen von 25 und 30 Minuten mit Beute zurück. Das ertse Nest war also noch besetzt. Auch ein Kotspritzer schoß wieder aus dem Nest. Auf dem Rückweg fütterte eine Drossel ihr Junges. Zum Foto war Mama Drossel aber schon wieder weg. Das Junge hielt still. Di 17.05.2016: So etwas habe ich noch nicht gesehen: Es ist schon erstaunlich, wie Tiere unterschiedlicher Arten sich gegenseitig helfen. Warum tuen sich die Menschen da so schwer??? Mi 18.05.2016: Gleich nach diesem Zwischenspiel flog das Eisvogelweibchen aus der rechten Brutröhre aus. Dann war wieder 20 Minuten Ruhe am Baumteller. Ich meinte, sie brütet schon. Das konnte aber nicht sein, denn plötzlich waren beide Eisis mit Fisch angekommen. Hat sie etwa noch ein Ei gelegt? Wann will sie denn endlich brüten? Oder füttert da ein fremder Eisvogel mit? Jedenfalls gab es innerhalb einer Minute 3 Fütterungen! Einmal konnte ich beobachten, daß etwas aus dem Nest getragen wurde. Kann das Gewölle gewesen sein? Es sah aus wie ein zu lange gegrillter Fisch. Der EV landete mit ihm auf dem vereinbarten Platz, und ich konnte noch ein Foto machen, bevor er in Richtung Bach mit diesem braunen Ding weiterflog. Langsam aber sicher wächst der schöne Landeplatz mit Brennnesseln zu.
Do 19.05.2016: Fr 20.05.2016: Als ich aufbrechen will, ist der bunte Hummeljäger von vorgestern wieder da und jagt in halbrecherischen Flugkünsten auf der Wiese nach Insekten. Das Bäumchen, daß er in den letzten Tagen schon so oft abgegrast hatte, bietet noch immer Futter. Er sammelt für seine Kinderstube in der Nähe. Kaum war er weg, huschte durch den Wald von Brennesseln ein Zaunkönig auf der Jagd nach Bodeninsekten. Als er sich im Geäst eine kurze Ruhepause gönnte, kam ich zum Schuß, natürlich nur mit der Kamera: Mi 24.05.2016: Do 25.05.2016: Zweimal An- und Rückflug des Zaunkönigs zum
linken Nest. Mo 06.06.2016: |