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Ende Juli war ich wie fast jeden Tag im SchrebergartenWährend ich mit der durch die Hitzeperiode verursachten Trockenheit im Garten kämpfte, durchstöberte Toby wie immer den Schrebergarten. Irgendwann ertönte sein Jagdgeheul und ich mußte die Beute, meist den Igel oder den Grasfrosch bestaunen. Aber dieses mal schien es anders zu sein. Er "arbeitete" an einer dicht bewachsenen Sichtschutzwand aus Efeu im hohen Kraut abgeblühter Akelei und Mohn. Die bleiben immer für die Insekten und Vögel stehen, sehr zum Unwillen von Edel, die einen sauberen Garten haben möchte. Vor den Stacheln einer Wildrose hatte Toby aber Respekt. So half ich ihm weiter. Und siehe da, er hatte endlich auch einmal ein Rattennest herausgewühlt. Ratten gibt es in der Rattenhauptstadt Hamburg überreichlich. Man trifft diese lichtscheuen Tiere sogar am helllichten Tage auf offener Straße an. Das erste, was im vermeintlichen Rattennest zum Vorschein kam, war ein zerquetschtes kleines Ei. Oh je, das war kein Rattennest. Ratten legen eher selten Eier. Das war ein Vogelnest. Damit hätte ich Ende Juli nun überhaupt nicht gerechnet. Ich pusselte es vorsichtig wieder zusammen, denn es waren auch zwei Küken zu sehen. Ob die Altvögel das ramponierte Nest noch annehmen? Ich hatte meine Zweifel. So beobachtete ich das Nest aus einiger Entfernung. Nach vielleicht 10 Minuten kam ein Vogel. Sehen konnte ich ihn nicht. Lediglich an den ruckartigen Bewegungen der dünnstengeligen wilden Rose schloß ich auf die Anwesenheit des Altvogels. Nach wenigen Minuten sah ich ihn rasant wegfliegen. Als er nach fast 45 Minuten nicht wieder zurückkam, war mir klar, daß er das Nest wohl für immer verlassen hat. Tobys Neststörung war wohl zu grob! Und meine Nestwiederherstellung war auch nicht gerade schlau. Ich wußte bis dahin nicht, dass es ein Kugelnest mit seitlichem Eingang sein mußte. Oben offen wie etwa ein Amselnest, das konnte der Zilpzalp natürlich nicht als sein Nest erkennen. Sch...., wenn man doof ist! Was nun? Mitnehmen?. Zu Hause wohnt schon eine Rabenkrähe. Und wie mühsam es ist, kleine Vögel aufzuziehen, daß hatte ich schon vor 5 Jahren mit der Handaufzucht von 6 Trauerschnäppern ausprobiert. Und Edel wird auch nicht erfreut sein. Ins Tierheim mit den Kleinen? Niemals! Von Hamburgs Skandaltierheim in der Süderstraße ist bekannt, daß sie möglichst alles abwimmeln.Und in der Urlaubszeit sind die Tierheime sowieso immer überfüllt. Also doch mit nach Hause nehmen? In ein paar Wochen könnten sie ausgewildert werden. Das hatte bei den Trauerschnäppern ja auch wunderbar geklappt. So nahm ich das Nest in einem kleinen Plasteeimer mit, der einmal für Lego-Bausteine gedacht war und auch so aussah. Daheim angekommen, lief ich dem Hausmeisterehepaar in die Hände. Sie hatten gleich den richtigen Tipp, was in dem knallig roten Plastikeimerchen sein könnte, nämlich Fische. Richtig, sagte ich, denn ich wollte die kleinen Vögelchen nicht vorzeitig verraten und ging nach dieser kleinen Notlüge rasch weiter.
Der Anblick der zwei kleinen Vögelchen ließ sie ihren Schock schnell überwinden. Und im Handumdrehen kam sie mit fein gehacktem frischen Rindfleisch und mit hartgekochtem Eigelb, welches mit Quark vermischt war, aus der Küche zurück. Aber Schatz, wir haben doch nur 2 winzig kleine Vögel zu Gast, doch nicht einen ganzen Schwarm erwachsener Vögel. Und nun mach doch mal ein Foto von den süßen Kleinen: Drollig sieht er ja aus. Ob es wirklich ein Zilpzalp ist, wissen wir aber noch nicht. |
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27. JuliIch bin gestern Abend extra etwas eher zu Bett gegangen. Um 6 Uhr 30 sollten die Kleinen frühstücken. Untergekommen waren sie über Nacht provisorisch in einem Schuhkarton mit Ausguck (Fingerloch). Die erste Reaktion der Kleinen war unerwartet. Ich nenne sie übrigen Flip und Plop. Bei Zilp und Zalp würde ich mir die Zunge brechen. Zilp, der scheinbar größere und Zalp ist der kleinere. Der Kleine hat mehr Flaumhaare auf dem Kopf. Dafür ist er aber ziemlich ruppig. Er empfing mich mit Zischlauten und bösartigem Flügelschlagen. Flip dagegen war friedlich. Das erste Frühstück bestand bei Flip aus 2 x Rindfleisch von der Pinzette. Flop nahm nur eine Pinzette Rindfleisch und ließ sich lange bitten. Um 8 Uhr 15 gab es das zweite Frühstück. Jeder bekam 2 Pinzetten Rindfleisch, Flip noch ein winziges Stück Banane. Flop ließ sich erst nach Anhauchen dazu überreden, auch etwas zu fressen. Danach war Toby dran mit Gassigehen. Als Edel um 9 Uhr 30 von der Arbeit zurückkam, war sofort wieder füttern angesagt. Hat prima geklaptt sagte sie. Allerdings fütterte Sie mit einer Rouladennadel. Alle halbe Stunde wurde gefüttert. Die letzte Fütterung gab es um 21 Uhr. Zwischen den Mahlzeiten schliefen sie im Schuhkarton. Der war mit Watte gefüllt. Das ist zwar kuschelig, aber ziemlich gefährlich. Ein Piepmatz hatte einen langen Wattefaden verschluckt, der nun vorsichtig aus dem Schnäbelchen gezogen werden mußte. Und der andere hatte die Wattefäden um die Beinchen hängen. An diesen spindeldürren Beinchen Fäden entfernen ist eine rechte Kunst. Nie wieder Watte. Das Papier von einer Küchenrolle ist viel sicherer. Und wenn es kotverschmiert ist, kann man es schnell auswechseln. Stichwort Kot: Wenn die Küken bei der Fütterung plötzlich so etwas wie den Rückwärtsgang einlegen und den Po leicht anheben, dann kommt da gleich ein Kotbällchen heraus. Entweder den Finger drunter halten oder mit einer breiten Pinzette vorsichtig einsammeln. Wenn sie erst fliegen können, hat sich das erledigt. Dann verteilen sie den Kot selbst in der ganzen Wohnung. Ja, alles Gute ist selten beisammen. |
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28. JuliUm 7 Uhr sollen sie frühstücken. Sie sind noch total verpennt, also gehe ich erst schnell mit Toby Gassi. Kurz vor 8 Uhr ist es dann soweit. Flop macht wieder seine kleinen Aufstand, wie gestern. Ich nehme ihn vorsichtig auf die Hand, und dann geht es. Die nächste Fütterung macht Edel. Um 10 Uhr kommt Edel mit einem 45 cm langen Stück Holz, welches sonst als Dekoration im Eßzimmer liegt. Ich setze Flip und Flop auf das Holz, und sie fühlten sich darauf sichtlich wohl. Küchenpapier von der Rolle gibt es ja in der Natur auch nicht. Am Nachmittag staunen wir nicht schlecht. Flop macht seinen ersten Weitflug vom Stück Holz über den ganzen Tisch. Wir staunten nicht schlecht. Und Toby hoffte schon, daß der Kleine ihm ins Maul fliegt. Daraufhin zog Edel die Notbremse, setzte sich ins Auto und fuhr in die Stadt, um einen Vogelkäfig zu kaufen. Schließlich sollen Flip und Flop eines Tages ausgewildert und nicht vorher zu Hundefutter werden. Mit Anton dem Airedale und den Trauerschnäppern hatte das immer prima geklappt. Wenn ein Schnäpper weg war, hat er ihn gesucht, gefunden und nicht gefressen! Ob das mit Toby auch so gut funktioniert, wissen wir noch nicht. Edel hat auch gleich eine Schachtel lebende Mehlwürmer mitgebracht. Die müssen abgekocht werden, hat man ihr geraten. Sie hätten nämlich ein ziemlich scharfes Mundwerkzeug, was zu Verletzungen bei den kleinen Vögeln führen könnte. Also wurde gleich ein Topf für kochendes Wasser aufgesetzt, und hinein damit. Anschließend in kleine Portionen aufgeteilt, in Alufolie verpackt und in das Tiefkühlfach verfrachtet. Edel ekelte sich so davor, daß sie schon Würgereize bekam, ganz im gegenteil zu Flip und Flop. Jeden Tag gibt es nun zuvor tiefgefrorene Mehlwürmer. Vor dem Verfüttern werden sie in Wasser angefeuchtet. Schließlich können die Beiden noch nicht selbständig Wasser trinken.
Um 21 Uhr gab es die letzte Mahlzeit, und dann ging es ab in den neuen Vogelkäfig. Da entstand gleich wieder Panik, denn den Käfig kannten sie noch nicht. Alles war neu. Ich setzte sie auf einen noch schnell aus dem Wald geholten Haselnußzweig, wo sie beide kuschelten. Handtuch drüber, damit es dunkel ist und Gute Nacht! |
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29. JuliEdel ist schon seit 6 Uhr aus dem Haus zur Arbeit. Eine Portion Tiefkühlkost für die Zilpzapse hat sie vorher zum Auftauen aus dem Kühlschrank genommen. Ich stehe um 7 Uhr auf. Um 7 Uhr 30 sollen Flip und Flop ihre ersten Mehlwürmer bekommen. Aber sie sind nicht im neuen Vogelkäfig zu finden. Sie spielten mit mir Verstecken. Flop wehrte sich wieder heftig mit Zischen und Flügelschlagen. Im im Handumdrehen war er wieder in der Wohnung unterwegs. Und Toby hinterdrein! Erst landet Flop am Fliegengitter der geöffneten Balkontür. Da kriege ich in kaum ab, weil er seine Krällchen im Fliegengitter verhakt hat. Toby sperrte ich vorsichtshalber im Schlafzimmer ein. Wenige Minuten später war er aber wieder ausgebrochen und das Chaos begann von vorn. Wo ist Flop??? Ach du liebe Zeit! Der sitzt am Gitter von Blackis Vogelkäfig. Wenn er zur Krähe durchschlüpft, ist er geliefert. Die verteidigt ihr Revier. Selbst Toby hat vor der Krähe Respekt. Einmal zuhacken und der Winzling von Zilpzalp wäre hinüber. So ist der Umzug vom Wohnzimmer in das Eßzimmer beschlossene Sache und wurde sofort realisiert. Das zweite Vogelfrühstück gab es heute also im Eßzimmer. Sofort war Flip wieder weg. Toby lag mit seiner Nase keine 20 cm vor ihm auf dem Fußboden. Oh, war ich beruhigt. Flop bringt mich noch zur Verzweiflung, diese Nervensäge!!! Während ich Flop einsammelte, war inzwischen Flip verschwunden. Toby saß wieder davor und winselte leise vor sich hin. Flip saß auf der Gardinenstange und besah sich die Außenwelt. Dieser Platz ist wohl das Vogelparadies. Sie sitzen hoch und können aus dem Fenster in die Landschaft schauen. Wenn sie Hunger haben, renne ich sofort los. Das haben sie schon begriffen und jetzt pfeifen sie nach mir, wenn in ihren Mägen wieder Platz für neue Mehlwürmer ist. Das Füttern geht nun im 20 Minutentakt problemlso vor sich. Und jedes Mal werden zweimal 5 Mehlwürmer verputz. Am Nachmittag waren die Mehlwürmer verspeist. Nun ging es mit Eierquarkspeise und Rindfleisch weiter. Das ging nun nicht mehr so zügig wie mit den Würmern. Aber welcher Vogel bekommt schon abgekochte Würmer, nur Flip und Flop. Sie wissen inzwischen sehr genau, was gut schmeckt.
Alle Videos über Flip und Flop bei YouTube Toby schaut den Zilpzalp an der Fensterbank zu. |
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30. Juli
Edel berichtigt: 20 Minuten? Das ist inzwischen schon auf 10 Minuten reduziert. Guck mal, die wollen schon wieder fressen!
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31. Juli
Schluß für heute! Ich will noch zum Hafen. Blue Port, da ist alles blau beleuchtet, und das geht bis tief in die Nacht. Hunderttausende sind wieder da und wollen bei den Cruise Days die 6 Kreuzfahrtschiffe bei der Auslaufparade bestaunen. Und um 21:30 Uhr gibt es wieder ein begleitendes Feuerwerk. Das will ich sehen. Edel bleibt indes zu Hause und versorgt die Zilpzalpe. Viel Spaß! Die Tageskarte habe ich mir schon heute morgen besorgt. Hat lange gedauert! Ich stand wieder am rechten Automaten, der schon vor einem viertel Jahr nicht ordentlich funktionierte. Nach der fünften vergeblichen PIN-Eingabe gab ich auf und nahm den anderen Automaten. Der verkaufte mir tatsächlich die richtige Fahrkarte. Anschließend half ich zwei Touristen, weil sie mit den Automaten auch nicht zurecht kamen. Als ich mit Toby schon etwa 200 Meter weg war, rief mir jemand mehrmals Hallo hinterher. Es war der Mann des Pärchens, dem ich geholfen hatte. Sie haben ihren Fahrschein im Automaten liegen lassen, sagte er außer Puste. Ich bedankte mich überschwänglich, obgleich ich mir ziemlich sicher war, meinen Fahrschein entnommen zu haben. Zu Hause sah ich dann, daß der nachgebrachte Schein keine Fahrschein sondern die Zahlungsbestätigung für die Onlinebuchung war. Egal! Es gibt halt doch noch nette Leute. Herzlichen Dank! Edel hat sich wieder rührend um die kleinen Dinger gekümmert und ins Tagebuch geschrieben:
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01. August
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02. August
Zum ersten Frühstück fraß jeder Zilpzalp 3 große und 2 kleine Mehlwürmer. Damit sind die vielen Mehlwürmer fast alle verspeist. Der Vorrat geht heute zu Ende. Edel holt gerade Nachschub. Vielleicht bringt sie auch Fliegen mit, damit der Speiseplan abwechlungsreicher wird. Die Fensterbank wurde ein wenig umdekoriert. Ein Topf mit einem Bäumchen ist dazu gekommen. Damit gibt es mehr Möglichkeiten zum Klettern und zum Turnen. Das ist Fitnistraining für die Zilpzalpe. Bei YouTube ist ein neues Video über die Zilpzalpe eingestellt. Ja, Edel hat tatsächlich für 3,99 EURO aus einer Zoohandlung namens Freßnapf eine Tüte mit 200 Gramm getrockneter Fliegen, Maden und anderer Insekten mitgebracht. Unter anderen sind auch Schnecken und Ameisen enthalten. Das Zeug heißt orlux INSECT PATEE und hat auf der Verpackung Übersetzungen für 8 Länder draufstehen. Bei dem Exporterfolg muß es ja gut sein! Was ich anfangs übersehen hatte, es steht auch groß darauf 25% Insects. Der Rest ist wohl auch erläutert, aber so klein, daß ich es nicht lesen konnte. Edel sagte, es seien auch Mineralien enthalten. Na, jedenfalls rührte Edel gleich etwas davon mit wenig Wasser an. Ich bot es Flip und Flop an. Einen Happen nahmen sie und waren sofort satt! Den nächsten Happen verweigerten sie. Na gut, dachte ich und griff wieder zu den bewährten Mehlwürmern. Als sie die sahen, wurden die Hälse aus lauter Freßlust richtig lang. Die Mehlwürmer enthalten nämlich zu 100% Insects (Mehlwürmer). Aus dieser Erfahrung sind wir klug geworden. Übrigens, auch Blacky, unsere Rabenkrähe, nahm dieses Futter nicht an. Vielleicht hat jemand ähnlich schlechte Erfahrungen gemacht? Oder sind Flip und Flop nur verwöhnte Zilpzalpe? Zilpzalp zwischen Orchidenblüten auf der Fensterbank Um 21 Uhr hat Edel Flip und Flop zum Schlafen in den Käfig gesetzt. Handtücher drüber und |
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03. August
Um zu prüfen, ob sie schon selbst Nahrung aufnehmen, hatte ich auf 4 Blättern der Orchide je 2 Mehlwürmer gut sichtbar hingelegt. Eine Stunde später waren 6 Mehlwürmer verschwunden. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie gefressen wurden. Sie können auch beim Flattern vom Winde verweht worden sein und liegen nun unauffindbar zwischen den Orchidenwurzeln.
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04. August
Als ich die Fotos vom Tag durchsah, mußte ich leider feststellen, daß viele Bilder nur Schrott waren. Es war einfach zu dunkel, und die Belichtungszeit lag hin und wieder bei 1/10 s. Bei diesem Foto hat der Vogel genau während dieser zehntel Sekunde seinen Kopf bewegt. Ich fand das so witzig, daß ich es trotz mieser Qualität hier zeige.
Da beide Zilpzalpe schon am Vortag Blattläuse pickten, versuchte ich es heute erneut. Zwei mit schwarzen Blattläusen besetzte Stengel der gelben Schafgarbe steckte ich in eine Bierflasche und stellte sie unmittelbar neben ihren Lieblingssitzplatz. So hatten sie die kleinen Sauger direkt vor ihren Augen. Zweimal mußte ich dieses Läuse-Sonderangebot wenden, weil die ihnen zugewandte Seite schnell leergepickt war.
Das mit den Blattläusen funktioniert schon recht gut. Das mit den Mehlwürmern muß noch geübt werden.
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05. August
Sie antwortete ihr unerwartet zynisch: "Ich hätte die verrecken lassen!" Wir pflegen sie trotzdem weiter, bis wir sicher sind, daß sie Ende September die Reise nach dem Süden in den Mittelmeerraum antreten können. Fliegen können sie schon sehr gut. Edel beobachtete heute, daß einer wie ein Kolibri auf der Stelle fliegen konnte. Der auf dem Foto machte einen Kopfstand, um eine Orchidenblüte absuchen zu können. Mit dem selbständigen Fressen hapert es aber noch, jedenfalls was die Würmchen betrifft. Das kann auch daran liegen, daß dieser Fall für Zilpzalpe von der Natur gar nicht vorgesehen ist. Sie sind ja auf Kleininsekten spezialisiert, die sie von Blättern abpicken. Und das können sie schon ziemlich gut, wie auf dem Bild zu sehen ist.
Zwei Stengel der mit Blattläusen und Ameisen besetzten gelben Schafgarbe vom Bahnkilometer 55,0 traten beim Gassigehen mit Toby den Weg in die Wohnung an. Etliche Ameisen bevölkerten später die Fensterbank, wurden aber nach und nach entdeckt und von den Zilpzalpen verspeist. Heute durften Flip und Flop erstmals ins Freie, natürlich nur im Käfig auf dem Balkon. Gegenüber können sie in den Wald schauern. Der Balkon wird regelmäßig von Kohlmeisen besucht, so daß sie auch andere Vögel kennenlernen können. Die zahme Rabenkrähe Blacky kennen sie ja schon. Einer der Beiden saß schon einmal an ihrem Gitter. Zum Glück flog er sofort weiter, denn die Krähe hätte mit Sicherheit ihren Käfig verteidigt. Glück gehabt! Die zweite Ladung Mehlwürmer ist fast verputzt. Edel holt Morgen zum dritten Mal Mehlwürmer. Und das werden dann wohl die letzten sein. Dann wird Edel, die eine Menge Arbeit mit Flip und Flop hatte, wohl oder Übel tränenden Auges eines Tages die Türchen des Vogelkäfigs auf dem Balkon offen stehen lassen. Ich werde weiter berichten, wenn auch nicht immer zeitnah, denn morgen ist die Gorch Fock nach mehr als 20 Jahren wieder einmal in Hamburg. Ich möchte dabei sein! |
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06. AugustFlip fand den offen stehenden Käfigausgang sofort. Flop wollte wieder herausgetragen werden. Es gab frische Vogelmiere und neue Mehlwürmer. Die Mehlwürmer waren aber dieses Mal sehr groß. Edel hat sie alle kleingeschnitten. Toby lag den ganzen Tag unter dem Fenster und klapperte vor lauter Aufregung mit den Zähnen. Flip nimmt schon Mehlwürmer selbständig auf. Flop schaut etwas bedeppert zu. |
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07. AugustDas Wetter ist schön. Es ist Zeit, daß Flip und Flop sich die Welt vom Balkon aus ansehen. Sie genießen die Sonne und rekeln sich auf den Sitzstangen.
1. Im Käfig lagen heute morgen 2 rechte Schwungfedern. War es ein Unfall? Um 15 Uhr kam Edel vom Einkaufen zurück, ging sofort zu Flip und Flop auf den Balkon und meldete: "Die haben ja nichts mehr zu fressen!!! " Nachschub kommt sofort! Beide fressen seit heute selbständig aus einem Näpfchen. Trotzdem reißen sie den Schnabel weit auf, wenn sie uns sehen. Aber nun wird nicht mehr mit der Pinzette gefüttert. Selbst ist der Zilpzalp. Komisch: Während Flip selbständig frißt, fliegt Flop ihm manchmal mit offenem Schnabel hinterher. Dabei gibt er ein schnarrendes Geräusch wie ein sehr schnelles tak - tak - tak von sich. Das tak kommt etwa 4 oder 5 mal pro Sekunde, fast wie ein Maschinengewehr. Will er von Flip gefüttert werden? Das ist ja wohl ein Flop! Nach vielen Recherchen im Internet ist sich Edel sicher, das es keine Zilpzalpe sondern Fitiche sind. Sie haben nämlich keine schwarzen Beine. Vielleicht gibt das bettelnde Geräusch von Flop darüber Aufschluß? Zilpzalp und Fitich sind Zwillingsarten, weil sie sich sehr ähnlich sehen. |
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08. AugustAlle Mann raus aus dem Käfig! Nachtruhe beenden! Gut eine Stunde Freiflug in der Wohnstube, meistens in der Nähe des Fensters. Herrchen geht mit Toby Gassi und bringt euch Blattläuse vom Bahndamm mit. Die werden langsam knapp. Gegen Mittag geht es wieder zurück in den Käfig und ab in die Sonne auf den Balkon an die frische Luft und um die Gegend kennenzulernen. Neben dem Käfig steht eine Plastikschale mit geraspelten Haselnüssen für die Meisen. Und wenn eine Krähe nur 2 Meter entfernt vorbeifliegt, dann ducken sich Flip und Flop instinktiv. So lernen sie andere Vögel kennen. Futter nehmen sie inzwischen ganz gut selbständig auf. Wenn man es ihnen mit der Pinzette oder zwischen Daumen und Zeigefinger hinhält, dann nehmen sie das schneller. So war es ja schließlich bisher immer. So ein Vogel ist eben auch nur ein Gewohnheitstier, so wie der Mensch auch. Um 21 Uhr kam auf Wunsch von Edel der Käfig wieder zurück in die Wohnung. Die Mutter des Gedankens war, sie sollten wieder frei fliegen können, noch ein bißchen üben. Tatsächlich brauchte Edel aber ein Foto von Flip oder Flop oder besser von Beiden. Und die sehen im Käfig nicht so gut aus. Es war aber bereits finster! Und bei den 3 mal 7 Watt Sparleuchten im Eßzimmer gab es nicht genug Licht für ein gutes Foto. Übrigens, Edel hat weiter im Web geforscht. Und nun sind die Fitiche wieder echte Zilpzalpe. Und das kam so: 1. Der Zilpzalp soll ja fast schwarze Beine haben. Edel meint, die werden immer dunkler. Also bleibt es beim Zilpzalp, es sei denn, es gibt wieder neue Erkenntnisse. Tschüß, bis Morgen. |
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09. AugustHeute ist ein besonders schöner Tag. Heute sollen sie fliegen. Von Edel kommt sofort der Einwand: "Nein! Die sind doch überhaupt noch nicht so weit!" Ja, aber sie dürfen sich nicht zu sehr an uns Menschen gewöhnen. Nach einigem Hin und Her stimmt Edel mit zwei stark tränenden Augen der "Auswilderung" zu. Alle drei Türchen des Käfigs werden geöffent. Es dauerte keine 5 Sekunden, da war einer draußen. Er umflog einmal um den Käfig und sezte sich dann auf des Geländer des Balkons. Edel machte noch schnell ein letztes Foto von ihm. Im nächsten Moment flog er einen halben Meter weiter auf den Tisch, direkt neben den Käfig. Dort lag meine Brille. Und auch ich machte noch schnell ein Foto. Siehst du, sagte Edel, der will noch gar nicht weg. Der will wieder in den Käfig. Ha, ha, wer will schon eingesperrt sein!? Edel nahm ihn vorsichtig in die hohle Hand und setzte ihn zurück in den Käfig. Also Morgen. Nein, da bin ich den ganzen Tag nicht da, und ich möchte dabei sein. Und Übermorgen geht es auch nicht, da habe ich Monikatag (ihre Freundin), daß weißt du doch! Gut, dann also am Donnerstag. Ja, aber nur, wenn das Wetter gut ist. Edels Trennungsschmerz ist groß, aber es muß sein. Naturkundeunterricht hatten sie inzwischen genug. Sie kennen andere Vögel, die Wiese vor dem Haus und den Wald gegenüber. Und sie wissen auch über den Verkehr auf der kleinen Kopfsteinpflasterstraße Bescheid und die Autos, Radfahrer und Fußgänger. Und auch die vielen Hunde, die Toby alle kennt, sehen sie jeden Tag auf dem Bürgersteig vorbeigehen. Sie haben den Regen gesehen und sich in der Sonne geaalt. Also sind reif für die Auswilderung! Die Prüfung in Geographie und Naturkunde haben sie bestanden, sie dürfen hinaus in die Welt. Natürlich wurden noch einmal viele Fotos gemacht, von denen wir hier einige zeigen. Bild 3: Der erste Ausflug endet auf dem Tisch neben meiner Brille ![]()
Der "Haken" ist der Haken, mit dem die drei Türchen eingehängt sind. Sie sind nach der verkehrten Seite gebogen, nämlich nach innen. Das ist gut, wenn man davon ausgeht, daß der Mensch sich nicht daran verletzten soll. Da die Haken (Scharniere) aber nach innen zeigen, konnte ein Zilpzalp mit den Schwungfedern darin hängen bleiben, was offenbar eingetreten ist. Dabei hat er sich eine Feder herausgerissen, während eine andere Feder abgebrochen ist. Er hatte Glück im Unglück. Es hätte schlimmer kommen können. Das war vor 2 Tagen. Gestern wunderte ich mich, daß ein Zilpzalp bei der Gefiederpflege plötzlich den rechten Flügel zwischen seinen Beinen hatte und nur mit einem Absprung von der Sitzleiste wieder aus dieser Misere herauskam. Der rechte Flügel hat also bei dieser Tortour etwas abbekommen. Insofern ist es warscheinlich gut, daß wir mit dem Auswildern noch warten. |
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10. AugustNach zwei Stunden Freiflug ging es wieder im Käfig raus auf den Balkon zum Naturkundeunterricht. Nicht lange, und es krachte zwischen den Beiden. Das komische knatternde Geräusch, was vor einigen Tagen schon einmal meine Aufmerksamkeit erregte, war plötzlich wieder zu hören. Und zwar abwechselnd von beiden. Ich hatte eine neue Sitzstange ganz oben im Käfig eingesetzt. Und die beanspruchte wohl jeder für sich. Sie standen sich wie zwei Kampfhähne Schnabel an Schnabel gegenüber und hackten aufeinander ein. Plötzlich fiel einer von der Sitzstange runter auf den Boden des Käfigs. Es sah aber eher wie ein kontrollierter Absturz aus. Danach war Ruhe. Der Unterlegene saß später eine Stange tiefer. Sie haben wohl die Rangordnung ausgetrudelt. Damit steht nun fest, am Donnerstag, also Übermorgen, werden die Käfigtüren solange offen bleiben, bis sie beide das Weite gesucht haben. Die Rangordnung in der Enge des Käfigs auszutrudeln, scheint mir nicht so gut zu sein. Das sollen sie lieber in der Freiheit machen, wenn ich nicht dabei bin. |
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11. AugustWir haben fertig!
Gegen 10 Uhr trug ich Flip und Flop dann erneut im Käfig auf den Balkon, öffnete das obere Türchen und wartete ab, was passiert. Nichts passierte. Sie kuschelten beide auf der Sitzstange direkt unter der geöffneten Tür. So hatte ich Zeit, einige Fotos zu machen. Es sind die letzten Fotos, auf denen Flip und Flop gemeinsam zu sehen sind. Kurz bevor der erste, das war Flip, abflog, gab es noch einmal Knatsch. Das schon bekannte Knattern war wieder zu hören. Und schon ging der eine wieder auf den anderen los. Kurz darauf war Flip als erster aus dem Käfig heraus, machte eine kleine Runde über den Balkon und flog dann auf den Balkon über uns und weiter in den großen Lorbeerbaum gegenüber. Edel konnte es nicht übers Herz bringen, der Freilassung zuzuschauen. Sie ist sehr traurig, daß die Vögel nun fort sind und hofft, daß sie nun alleine gut durch die Welt kommen. Deshalb wurde der endgültige Abflug um einen Tag vorgezogen. Für den nächsten Tag war auch Regen angesagt, während heute der Himmel bedeckt war und nur hin und wieder die Sonne einmal durchkam. Flop ließ sich mehr Zeit und futterte erst noch einmal ein paar Mehlwürmer. Dann flog auch er aus dem Käfig, blieb aber in aller Ruhe auf dem Rand sitzen. Dann machte er kehrt und verschwand wieder im Käfig um erneut zu fressen. Und zwar so gierig, daß er gleich 3 Mehlwürmer auf einmal herunterzuwürgen versuchte. Ich überlegte schon, wo die Pinzette ist, falls ich den Notarzt spielen müßte. Dann flog er wieder aus dem Käfig und setzte sich erneut auf den Rand. Das wiederholte er noch zweimal. Er muß geahnt haben, daß es die letzten Mehlwürmer sein würden. Dann flog er auf die Sonnenblume und pickte eine Weile an den großen Blättern herum. Das war beruhigend, zeigte es doch, daß er schon sehr selbständig ist. Im Blumenkasten fand er auch noch etwas Freßbares. Einige Minuten später flog er geradewegs in den Lorbeerbaum, wo ich ihn und Flip etwa eine Stunde lang beobachten konnte. Der Käfig mit dem Futter blieb noch bis zum späten Abend geöffnet auf dem Balkon stehen. Edel hoffte, sie würden wieder zurückommen. Auf dem Bild oben links sitzt Flip auf der Balkonbrüstung und schlägt in schneller Folge mit dem Schwanz beinahe 90 Grad nach unten. Das ist ein typisches Verhalten bei den Zilpzalp. Das Bild ist aus einem Video entnommen. Abflug in die Freiheit: Flop auf der Sonnenblume |
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19. August, 9:10 UhrIch bin mit Toby gerade mal 10 Minuten aus dem Haus, da meldet sich mein Handy. Um diese Zeit hat das noch nie geklingelt. Da muß etwas passiert sein. Ein Schauer lief mir den Rücken runter. Oder hatte ich bloß etwas vergessen? Hoffentlich ist nichts passiert. Edel ist am anderen Ende. Sie ist sehr aufgeregt und sagte nur: "Sie waren hier!" Wer? Frage ich etwas irritiert. Na, Flip und Flop, unsere Zilpzalpe. Einer saß auf dem Balkongeländer, aber nur wenige Sekunden. Der Zweite kam hinterher geflogen, drehte aber gleich ab, und der andere flog ihm nach. Edel war sich ganz sicher, daß das unsere Ziehkinder waren. Vielleicht wollten sie mal nachschauen, ob noch Mehlwürmer auf dem Tisch standen. Nur das zählt!!! |
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24. AugustZwei Zilpzalpe waren heute wieder im kaum 10 Meter entfernten Lorbeerbaum zu sehen. Bevor ich mit dem Fotoapparat auf dem Balkon war, waren sie leider verschwunden. Und ich hatte sie gebeten zu warten!!!! |
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03. September
Schade, der Gesang ist nicht zu hören, war wohl zu weit weg oder die Kamera war wieder mal falsch eingestellt. Noch ein Flop! Ich laß das Video trotzdem stehen. |
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Das war die Geschichte von Flip und Flop Hier gibt es noch andere Tiergeschichten. Das Nest der Zilpzalp konnte ich leider nicht zeigen, weil Toby es zerlegt hatte. Bei YouTube gibt es ein 4 Minuten langes Video. Man sieht dort sehr schön den seitlichen Eingang zum Nest, die 5 Küken und Mama Zilpzalp beim Füttern und Entsorgen von Kot. |
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Auf der Seite Federbestimmung.de finden Sie ein Tool zur Bestimmung der Federlängen beim Zilpzalp |
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2011Am 14.04.2011 sah ich am Rahlaukamp, wie ein Zilpzalp mit einem alten Laubblatt vom Gehweg davonflog. Damit hat er wohl nicht gerechnet, denn nun wußte ich, wo er sein Nest baut. Aber so oft ich mir diese Stelle auch genauer ansah, daß Nest war hervorragend getarnt und kaum zu erkennen. Nur selten sah ich einen Zilpzalp in Nestnähe. Inzwischen füttern sie (17.05.2011), sind aber immer nur für Sekunden zu sehen. Als Bodenbrüter ist das auch überlebenswichtig. Am 22.05.2011 gegen 9 Uhr sind sie auf und davon. Den letzten sah ich gerade noch abfliegen. Einen Tag zuvor hatte ich die eingeschaltete Kamera sozusagen als Fotofalle auf einem kleinen Stativ vor dem Nest aufgestellt und auf Video gestellt. Hier drei Bilder aus diesem Video: |
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Mai 2019Kerstin K. schrieb am 30. Mai 2019 per e-Mail: Hallo, vielen Dank für das schöne Tagebuch. Solch ein glückliches Leben habe ich meinem Zilpzap auch gewünscht, den ich heute Morgen auf dem Boden auf dem Rücken liegend fand. Ich nahm ihn auf, er fiel in meiner Hand um. Er zitterte. Ich versuchte ihn zu wärmen...nachts war Bodenfrostwarnung, morgens um 6 Uhr waren 4 Grad. Nach 20 min kam etwas Leben in den winzigen Körper zurück. Also zum Auto und nach einem Tierarzt gesucht...am Herrentag... in der tiefsten Pampa...leider ohne Erfolg...um 11 Uhr hatte mein Tierarzt in Berlin Notsprechstunde...bis dahin? Plötzlich fing er an zu piepen, hopste aus meiner Stullendose, etwas anderes hatte ich nicht zur Verfügung...war ich ja hier, um Vögel zu beobachten und zu fotografieren. Er kletterte über meinen Ärmel auf meine Schulter und piepste. Ein Flügel schien ok, der andere wurde nicht bewegt und schien kürzer zu sein. Zilpi kletterte aus seiner Stullendose und setzte sich zu mir auf die Bank. So saßen wir einige Minuten, bis ich beschloss, die 100 km nach Berlin zu fahren, um dem Kleinen Hilfe zu besorgen... Ich setzte ihn ganz vorsichtig in die Dose urück und ging zum Auto. Eine Minute später versagten die kleinen Beinchen und er ippte in den Schal, den ich ihm in die Dose gelegt hatte. Einmal noch bewegte sich der größere Flügel und das Mäulchen schnappte nach Luft...dann war das viel zu kurze Leben auch schon wieder zu Ende. Ich schätze, die kalte Nacht hatte ihm zu viel Kraft geraubt und eventuell hat er sich den anderen Flügel verletzt. Mir tut es unendlich Leid, aber mich tröstet, dass er die letzten 2 Stunden in einem Leben nicht alleine war. Anschließend fand er seine letzte Ruhe unter einer Weide paar Meter von der Fundstelle entfernt. Liebe Grüße aus Berlin Kerstin K. Der hängende Flügel könnte verletzt gewesen sein oder sogar gebrochen. Der Zilpzalp in der Nähe war vermutlich ein Elterntier. |