Logo WSLZwei Zilpzalpbabys - und was nun?
(Phylloscopus collybita)

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Ende Juli war ich wie fast jeden Tag im Schrebergarten

Während ich mit der durch die Hitzeperiode verursachten Trockenheit im Garten kämpfte, durchstöberte Toby wie immer den Schrebergarten. Irgendwann ertönte sein Jagdgeheul und ich mußte die Beute, meist den Igel oder den Grasfrosch bestaunen. Aber dieses mal schien es anders zu sein. Er "arbeitete" an einer dicht bewachsenen Sichtschutzwand aus Efeu im hohen Kraut abgeblühter Akelei und Mohn. Die bleiben immer für die Insekten und Vögel stehen, sehr zum Unwillen von Edel, die einen sauberen Garten haben möchte. grins

Vor den Stacheln einer Wildrose hatte Toby aber Respekt. So half ich ihm weiter. Und siehe da, er hatte endlich auch einmal ein Rattennest herausgewühlt. Ratten gibt es in der Rattenhauptstadt Hamburg überreichlich. Man trifft diese lichtscheuen Tiere sogar am helllichten Tage auf offener Straße an.

Das erste, was im vermeintlichen Rattennest zum Vorschein kam, war ein zerquetschtes kleines Ei. Oh je, das war kein Rattennest. Ratten legen eher selten Eier. Das war ein Vogelnest. Damit hätte ich Ende Juli nun überhaupt nicht gerechnet. Ich pusselte es vorsichtig wieder zusammen, denn es waren auch zwei Küken zu sehen. Ob die Altvögel das ramponierte Nest noch annehmen? Ich hatte meine Zweifel. So beobachtete ich das Nest aus einiger Entfernung. Nach vielleicht 10 Minuten kam ein Vogel. Sehen konnte ich ihn nicht. Lediglich an den ruckartigen Bewegungen der dünnstengeligen wilden Rose schloß ich auf die Anwesenheit des Altvogels. Nach wenigen Minuten sah ich ihn rasant wegfliegen. Als er nach fast 45 Minuten nicht wieder zurückkam, war mir klar, daß er das Nest wohl für immer verlassen hat. Tobys Neststörung war wohl zu grob!

Und meine Nestwiederherstellung war auch nicht gerade schlau. Ich wußte bis dahin nicht, dass es ein Kugelnest mit seitlichem Eingang sein mußte. Oben offen wie etwa ein Amselnest, das konnte der Zilpzalp natürlich nicht als sein Nest erkennen. Sch...., wenn man doof ist!

Was nun? Mitnehmen?. Zu Hause wohnt schon eine Rabenkrähe. Und wie mühsam es ist, kleine Vögel aufzuziehen, daß hatte ich schon vor 5 Jahren mit der Handaufzucht von 6 Trauerschnäppern ausprobiert. Und Edel wird auch nicht erfreut sein. Ins Tierheim mit den Kleinen? Niemals! Von Hamburgs Skandaltierheim in der Süderstraße ist bekannt, daß sie möglichst alles abwimmeln.Und in der Urlaubszeit sind die Tierheime sowieso immer überfüllt. Also doch mit nach Hause nehmen? In ein paar Wochen könnten sie ausgewildert werden. Das hatte bei den Trauerschnäppern ja auch wunderbar geklappt. So nahm ich das Nest in einem kleinen Plasteeimer mit, der einmal für Lego-Bausteine gedacht war und auch so aussah. Daheim angekommen, lief ich dem Hausmeisterehepaar in die Hände. Sie hatten gleich den richtigen Tipp, was in dem knallig roten Plastikeimerchen sein könnte, nämlich Fische. Richtig, sagte ich, denn ich wollte die kleinen Vögelchen nicht vorzeitig verraten und ging nach dieser kleinen Notlüge rasch weiter.

Zilpzalp KükenNun mußte ich nur noch Edel alles erklären. Das war insofern leichter als gedacht, weil sie erst vor wenigen Tagen geäußert hatte, daß sie so etwas wie meine Trauerschnäppergeschichte aus dem Jahr 2005 auch gerne einmal erleben würde. Sie liebt eben nicht nur Schmetterlinge, sie ist auch sehr tierlieb. Nur Mehlwürmer kann sie nicht ab. Da muß sie kotzen. Doch das kommt später.

Der Anblick der zwei kleinen Vögelchen ließ sie ihren Schock schnell überwinden. Und im Handumdrehen kam sie mit fein gehacktem frischen Rindfleisch und mit hartgekochtem Eigelb, welches mit Quark vermischt war, aus der Küche zurück. Aber Schatz, wir haben doch nur 2 winzig kleine Vögel zu Gast, doch nicht einen ganzen Schwarm erwachsener Vögel.
Lieber zu viel als zu wenig, bekam ich zur Antwort.

Und nun mach doch mal ein Foto von den süßen Kleinen:

Drollig sieht er ja aus. Ob es wirklich ein Zilpzalp ist, wissen wir aber noch nicht.

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27. Juli

Ich bin gestern Abend extra etwas eher zu Bett gegangen. Um 6 Uhr 30 sollten die Kleinen frühstücken. Untergekommen waren sie über Nacht provisorisch in einem Schuhkarton mit Ausguck (Fingerloch). Die erste Reaktion der Kleinen war unerwartet. Ich nenne sie übrigen Flip und Plop. Bei Zilp und Zalp würde ich mir die Zunge brechen. Zilp, der scheinbar größere und Zalp ist der kleinere. Der Kleine hat mehr Flaumhaare auf dem Kopf. Dafür ist er aber ziemlich ruppig. Er empfing mich mit Zischlauten und bösartigem Flügelschlagen. Flip dagegen war friedlich.

Das erste Frühstück bestand bei Flip aus 2 x Rindfleisch von der Pinzette. Flop nahm nur eine Pinzette Rindfleisch und ließ sich lange bitten.

Um 8 Uhr 15 gab es das zweite Frühstück. Jeder bekam 2 Pinzetten Rindfleisch, Flip noch ein winziges Stück Banane. Flop ließ sich erst nach Anhauchen dazu überreden, auch etwas zu fressen.

Danach war Toby dran mit Gassigehen. Als Edel um 9 Uhr 30 von der Arbeit zurückkam, war sofort wieder füttern angesagt. Hat prima geklaptt sagte sie. Allerdings fütterte Sie mit einer Rouladennadel. Alle halbe Stunde wurde gefüttert. Die letzte Fütterung gab es um 21 Uhr. Zwischen den Mahlzeiten schliefen sie im Schuhkarton. Der war mit Watte gefüllt. Das ist zwar kuschelig, aber ziemlich gefährlich. Ein Piepmatz hatte einen langen Wattefaden verschluckt, der nun vorsichtig aus dem Schnäbelchen gezogen werden mußte. Und der andere hatte die Wattefäden um die Beinchen hängen. An diesen spindeldürren Beinchen Fäden entfernen ist eine rechte Kunst. Nie wieder Watte. Das Papier von einer Küchenrolle ist viel sicherer. Und wenn es kotverschmiert  ist, kann man es schnell auswechseln.

Stichwort Kot: Wenn die Küken bei der Fütterung plötzlich so etwas wie den Rückwärtsgang einlegen und den Po leicht anheben, dann kommt da gleich ein Kotbällchen heraus. Entweder den Finger drunter halten oder mit einer breiten Pinzette vorsichtig einsammeln. Wenn sie erst fliegen können, hat sich das erledigt. Dann verteilen sie den Kot selbst in der ganzen Wohnung. Ja, alles Gute ist selten beisammen.

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28. Juli

Um 7 Uhr sollen sie frühstücken. Sie sind noch total verpennt, also gehe ich erst schnell mit Toby Gassi. Kurz vor 8 Uhr ist es dann soweit. Flop macht wieder seine kleinen Aufstand, wie gestern. Ich nehme ihn vorsichtig auf die Hand, und dann geht es. Die nächste Fütterung macht Edel. Um 10 Uhr kommt Edel mit einem 45 cm langen Stück Holz, welches sonst als Dekoration im Eßzimmer liegt. Ich setze Flip und Flop auf das Holz, und sie fühlten sich darauf sichtlich wohl. Küchenpapier von der Rolle gibt es ja in der Natur auch nicht. Am Nachmittag staunen wir nicht schlecht. Flop macht seinen ersten Weitflug vom Stück Holz über den ganzen Tisch. Wir staunten nicht schlecht. Und Toby hoffte schon, daß der Kleine ihm ins Maul fliegt. Daraufhin zog Edel die Notbremse, setzte sich ins Auto und fuhr in die Stadt, um einen Vogelkäfig zu kaufen. Schließlich sollen Flip und Flop eines Tages ausgewildert und nicht vorher zu Hundefutter werden. Mit Anton dem Airedale und den Trauerschnäppern hatte das immer prima geklappt. Wenn ein Schnäpper weg war, hat er ihn gesucht, gefunden und nicht gefressen! Ob das mit Toby auch so gut funktioniert, wissen wir noch nicht.

Edel hat auch gleich eine Schachtel lebende Mehlwürmer mitgebracht. Die müssen abgekocht werden, hat man ihr geraten. Sie hätten nämlich ein ziemlich scharfes Mundwerkzeug, was zu Verletzungen bei den kleinen Vögeln führen könnte. Also wurde gleich ein Topf für kochendes Wasser aufgesetzt, und hinein damit. Anschließend in kleine Portionen aufgeteilt, in Alufolie verpackt und in das Tiefkühlfach verfrachtet. Edel ekelte sich so davor, daß sie schon Würgereize bekam, ganz im gegenteil zu Flip und Flop. Jeden Tag gibt es nun zuvor tiefgefrorene Mehlwürmer. Vor dem Verfüttern werden sie in Wasser angefeuchtet. Schließlich können die Beiden noch nicht selbständig Wasser trinken.

Zilpzalp Küken mit FlaumZilpzalp Küken HandaufzuchtDas ist Flop, erkennbar an den vielen Flaumhaaren auf dem Kopf. Flip hat weniger Flaumhaare auf dem Kopf. Auf dem Foto sitzt er auf meiner linken Hand, während die rechte Hand den Fotoappart bedient (Blitzlicht).
Das rechte Bild zeigt ihn einen Tag später.

Um 21 Uhr gab es die letzte Mahlzeit, und dann ging es ab in den neuen Vogelkäfig. Da entstand gleich wieder Panik, denn den Käfig kannten sie noch nicht. Alles war neu. Ich setzte sie auf einen noch schnell aus dem Wald geholten Haselnußzweig, wo sie beide kuschelten. Handtuch drüber, damit es dunkel ist und Gute Nacht!

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29. Juli

Edel ist schon seit 6 Uhr aus dem Haus zur Arbeit. Eine Portion Tiefkühlkost für die Zilpzapse hat sie vorher zum Auftauen aus dem Kühlschrank genommen. Ich stehe um 7 Uhr auf. Um 7 Uhr 30 sollen Flip und Flop ihre ersten Mehlwürmer bekommen. Aber sie sind nicht im neuen Vogelkäfig zu finden. Sie spielten mit mir Verstecken. Flop wehrte sich wieder heftig mit Zischen und Flügelschlagen. Im im Handumdrehen war er wieder in der Wohnung unterwegs. Und Toby hinterdrein! Erst landet Flop am Fliegengitter der geöffneten Balkontür. Da kriege ich in kaum ab, weil er seine Krällchen im Fliegengitter verhakt hat. Toby sperrte ich vorsichtshalber im Schlafzimmer ein. Wenige Minuten später war er aber wieder ausgebrochen und das Chaos begann von vorn. Wo ist Flop??? Ach du liebe Zeit! Der sitzt am Gitter von Blackis Vogelkäfig. Wenn er zur Krähe durchschlüpft, ist er geliefert. Die verteidigt ihr Revier. Selbst Toby hat vor der Krähe Respekt. Einmal zuhacken und der Winzling von Zilpzalp wäre hinüber. So ist der Umzug vom Wohnzimmer in das Eßzimmer beschlossene Sache und wurde sofort realisiert.

Das zweite Vogelfrühstück gab es heute also im Eßzimmer. Sofort war Flip wieder weg. Toby lag mit seiner Nase keine 20 cm vor ihm auf dem Fußboden. Oh, war ich beruhigt. Flop bringt mich noch zur Verzweiflung, diese Nervensäge!!! Während ich Flop einsammelte, war inzwischen Flip verschwunden. Toby saß wieder davor und winselte leise vor sich hin. Flip saß auf der Gardinenstange und besah sich die Außenwelt. Dieser Platz ist wohl das Vogelparadies. Sie sitzen hoch und können aus dem Fenster in die Landschaft schauen. Wenn sie Hunger haben, renne ich sofort los. Das haben sie schon begriffen und jetzt pfeifen sie nach mir, wenn in ihren Mägen wieder Platz für neue Mehlwürmer ist. Das Füttern geht nun im 20 Minutentakt problemlso vor sich. Und jedes Mal werden zweimal 5 Mehlwürmer verputz. Am Nachmittag waren die Mehlwürmer verspeist. Nun ging es mit Eierquarkspeise und Rindfleisch weiter.  Das ging nun nicht mehr so zügig wie mit den Würmern. Aber welcher Vogel bekommt schon abgekochte Würmer, nur Flip und Flop. Sie wissen inzwischen sehr genau, was gut schmeckt.

Kotballen von Zilpzalp Küken2 Zilpzalp Küken2 Zilpzalp Küken in der Hand2 Zilpzalp Küken in der Hand2 Zilpzalp Küken in Watte2 Zilpzalp Küken in der Hand werden mit Pinzette gefüttert2 Zilpzalp Küken in der Hand
2 Zilpzalp Küken in der Hand
Zilpzalp Küken am PC2 Zilpzalp Küken in der Handilpzalp auf der Gardienenstangeilpzalp am Fensterzwei Zilpzalp und der Hund TobyZilpzalp zwischen den Orchiden am Fenster

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Alle Videos über Flip und Flop bei YouTube

2 Zilpzap und der Hund Toby

Toby schaut den Zilpzalp an der Fensterbank zu.

30. Juli

zwei Zilpzalpe sitzen in einer OrchideZilpzalp Zwischen OrchidenFlip und Flop sind ständig am Fenster zwischen den Orchiden unterwegs. Zwischendurch gibt es alle 20 Minuten die beliebten gebrühten Mehlwürmer. Danach wird gedöst. Die "Antennen" - sprich Flaumhärchen - sind inzwischen verschwunden. Der Anblick von Flip und Flop ändert sich von Tag zu Tag. Toby liegt unentwegt unter ihnen am Fußboden und beobachtet sie. Er hat sie zum Fressen gern. Hoffentlich nicht wirklich!

Edel berichtigt: 20 Minuten? Das ist inzwischen schon auf 10 Minuten reduziert. Guck mal, die wollen schon wieder fressen!
Montag muß ich neue Mehlwürmer kaufen. (waren die anderen Mehlwürmer alt???)

Zilpzalp Küken auf Edels Hand schaut in die FreiheitInzwischen hat es sich im Haus herumgesprochen, daß im Fenster niedliche kleine Vögel zu sehen sind. Leute aus dem Haus waren schon bei uns in der Wohnung um sich die Zilpzalpe anzusehen. Die Kinder sind besonders begeistert und möchten sie gerne in die Hand nehmen. Aber das gibt es nicht, weil sich Flip und Flop sonst zu sehr an Menschen gewöhnen. Sie sollen ja mal in die Freiheit entlassen werden.

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31. Juli

Zilpzalp zwischen OrchidenUm 8 Uhr gab es das erste Frühstück für die Beiden. Danach waren sie im Zimmer unterwegs. Hoch unter der Zimmerdecke auf der Gardinenstange, auf dem Spiegel und auf ihrem Vogelkäfig und dann wieder zum Fenster und zwischen den Orchiden. Ein wildes Durcheinander, und Toby immer hinterher! Jetzt ist die Zeit gekommen, daß sie weite Flüge unternehmen und dadurch die Flugmuskulatur stärken. Die Zimmertür muß immer geschlossen bleiben. Lüften ist nur noch möglich, wenn Flip und Flop in ihrem Käfig sicher verwahrt sind. Und ihre Hinterlassenschaften verteilen sie ziemlich gleichmäßg im ganzen Raum.

Schluß für heute! Ich will noch zum Hafen. Blue Port, da ist alles blau beleuchtet, und das geht bis tief in die Nacht. Hunderttausende sind wieder da und wollen bei den Cruise Days die 6 Kreuzfahrtschiffe bei der Auslaufparade bestaunen. Und um 21:30 Uhr gibt es wieder ein begleitendes Feuerwerk. Das will ich sehen. Edel bleibt indes zu Hause und versorgt die Zilpzalpe. Viel Spaß!

Die Tageskarte habe ich mir schon heute morgen besorgt. Hat lange gedauert! Ich stand wieder am rechten Automaten, der schon vor einem viertel Jahr nicht ordentlich funktionierte. Nach der fünften vergeblichen PIN-Eingabe gab ich auf und nahm den anderen Automaten. Der verkaufte mir tatsächlich die richtige Fahrkarte. Anschließend half ich zwei Touristen, weil sie mit den Automaten auch nicht zurecht kamen. Als ich mit Toby schon etwa 200 Meter weg war, rief mir jemand mehrmals Hallo hinterher. Es war der Mann des Pärchens, dem ich geholfen hatte. Sie haben ihren Fahrschein im Automaten liegen lassen, sagte er außer Puste. Ich bedankte mich überschwänglich, obgleich ich mir ziemlich sicher war, meinen Fahrschein entnommen zu haben. Zu Hause sah ich dann, daß der nachgebrachte Schein keine Fahrschein sondern die Zahlungsbestätigung für die Onlinebuchung war. Egal! Es gibt halt doch noch nette Leute. Herzlichen Dank!

Edel hat sich wieder rührend um die kleinen Dinger gekümmert und ins Tagebuch geschrieben:

Junger Zilpzalp in einer OrchideAls ich von draußen durch die Fensterscheibe schaute, sperrten Flip und Flop sofort die Schnäbel auf und riefen "Hunger, ganz großer Hunger!" Sie haben sich an Stimme und Aussehen bereits gewöhnt. Zu unterscheiden sind sie aber nicht mehr, denn die antennenähnlichen Flaumhärchen sind nun endgültig verschwunden. Hier sitzt Flip oder Flop zwischen den Blüten einer Orchide auf der Fensterbank

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01. August

Blattläuse, Ameisen, gelbe SchafgarbeDie paar Stubenfliegen, die zurzeit in der Wohnung sind, haben jetzt nichts mehr zu lachen. Edel schrieb ins Tagebuch, sie ist Fliegenfängerin geworden. Flip und Flop haben jeder eine Fliege bekommen. EINE! Die Zilpzalpe finden in der Natur weder Rindfleisch noch hartgekochtes Eigelb im Quark verrührt oder sogar Mehlwürmer. Mit selbst gefangenen Fliegen kriegen wir die kleinen Vielfraße jedenfalls nicht über die Runden.
In der Natur fressen sie unter vielen anderen Insekten auch Blattläuse. Ich bin viel mit Toby in der freien Natur unterwegs, aber Blattläuse sehe ich eher selten, ausgenommen an den Lindenbäumen. Darüber freuen sich am meisten die Autobesitzer, wenn der Blattlaushonig das ganze Fahrzeug klebrig macht. Die Blattläuse auf dem Bild sind am Stengel einer gelben Schafgarbe und werden von den Ameisen getengelt, also mit den Beinchen angetippt. Die Blattläuse wehren sich, indem sie die Ameisen anpinkeln. Und ausgerechnet das wollen die Ameisen, weil dieser Saft zuckerhaltig ist. Diese Blattläuse fand ich am Bahndamm bei Kilometer 55 und überlegte, ob ich sie wohl mitnehmen sollte, um sie zwischen die Blumen auf die Fensterbank zu stellen, dort, wo Flip und Flop gerne abhängen. Lebende Blattläuse im Eßzimmer!? Zwischen Edels Orchiden??? Das gäbe einen Ehekrieg! So ließ ich es besser sein.

geflügelte Ameisen, AmeiseneierAmeisen waren unter den Gehwegplatten im Garten sehr pfleißig. Um sie zu vertreiben, legte ich ein altes Kuchenblech umgekehrt auf den Ausgang ihres unterirdischen Nestes. Am nächsten Tag kontrollierte ich die Stelle noch einmal. Das Kuchenblech muß ihnen gefallen haben, denn sie hatten all ihre Eier aus der Erde geholt. Das wäre für die Zilpzalpe ein gefundenes Fressen gewesen. Ich deckte das unverhofft gefundene neue Nest wieder mit dem Blech in gleicher Weise ab und wollte am nächsten Tag die Eier auffegen, um damit für Flip und Flop die Speisekarte zu bereichern. Aber das müssen die Ameisen wohl geahnt haben. Sie sind mit dem Nest erneut umgezogen und waren spurlos verschwunden. Also gibt es nun keine Ameiseneier für die Zilpzalpe. Das Verfüttern von Ameiseneiern wäre wohl auch recht umständlich gewesen, es sei denn, sie fressen sie bereits selbständig. Aber so weit sind sie noch nicht.

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02. August

Hund Toby KretamixUm 8 Uhr wurden die Handtücher vom Vogelkäfig genommen und alle drei Türchen geöffnert. Mal sehen, ob sie alleine aus dem Käfig fliegen. Nein, sie fliegen noch nicht selbständig aus dem Käfig. Also geht die Hand vorsichtig in den Käfig, um sie herauszuholen. Flop wehrt sich sofort mit dem altbekannten Flügelschlagen und Zischen. Nur daran kann ich sie noch unterscheiden. Toby schaute dabei zu. Nachdem die Hundenase schon mehrmals nur wenige Zentimeter von den Zilpzalpen entfernt geschnuppert hatte und dabei keine Aufregung mehr zeigte, bin ich mir ziemlich sicher, daß sie nun zum Rudel gehören. Der Hund wird sie nicht angreifen. Vorsichtig bin ich dennoch. Auf dem Bild schaut er nach oben. Da sitzt ein Zilpzalp auf der Gardinenstange.

Zum ersten Frühstück fraß jeder Zilpzalp 3 große und 2 kleine Mehlwürmer. Damit sind die vielen Mehlwürmer fast alle verspeist. Der Vorrat geht heute zu Ende. Edel holt gerade Nachschub. Vielleicht bringt sie auch Fliegen mit, damit der Speiseplan abwechlungsreicher wird. Die Fensterbank wurde ein wenig umdekoriert. Ein Topf mit einem Bäumchen ist dazu gekommen. Damit gibt es mehr Möglichkeiten zum Klettern  und zum Turnen. Das ist Fitnistraining für die Zilpzalpe.

Zilpzalp Utensilien zur HHandaufzuchtBild: Schüsselchen mit Mehlwürmern, klein gehacktem Rindfleisch, Wasser zum Anfeuchten und Quark mit Eigelb.
Dahinter alte Hölzer zum bequemen Sitzen bei der Fütterung. Inzwischen sitzen sie aber lieber auf dem Nistkasten auf der Fensterbank.

Bei YouTube ist ein neues Video über die Zilpzalpe eingestellt.

Ja, Edel hat tatsächlich für 3,99 EURO aus einer Zoohandlung namens Freßnapf eine Tüte mit 200 Gramm getrockneter Fliegen, Maden und anderer Insekten mitgebracht. Unter anderen sind auch Schnecken und Ameisen enthalten. Das Zeug heißt orlux INSECT PATEE und hat auf der Verpackung Übersetzungen für 8 Länder draufstehen. Bei dem Exporterfolg muß es ja gut sein! Was ich anfangs übersehen hatte, es steht auch groß darauf 25% Insects. Der Rest ist wohl auch erläutert, aber so klein, daß ich es nicht lesen konnte. Edel sagte, es seien auch Mineralien enthalten.

Na, jedenfalls rührte Edel gleich etwas davon mit wenig Wasser an. Ich bot es Flip und Flop an. Einen Happen nahmen sie und waren sofort satt! Den nächsten Happen verweigerten sie. Na gut, dachte ich und griff wieder zu den bewährten Mehlwürmern. Als sie die sahen, wurden die Hälse aus lauter Freßlust richtig lang. Die Mehlwürmer enthalten nämlich zu 100% Insects (Mehlwürmer). Aus dieser Erfahrung sind wir klug geworden. Übrigens, auch Blacky, unsere Rabenkrähe, nahm dieses Futter nicht an. Vielleicht hat jemand ähnlich schlechte Erfahrungen gemacht? Oder sind Flip und Flop nur verwöhnte Zilpzalpe?

Zilpzalp zwischen Orchidenblüten auf der Fensterbank

Junger Zilpzalp in einer Orchide

Um 21 Uhr hat Edel Flip und Flop zum Schlafen in den Käfig gesetzt. Handtücher drüber und
Gute Nacht!

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03. August

Zilpzalp und BlattlausZilpzalpe sind Langschläfer. Um 8 Uhr wollten sie noch nicht aus dem Käfig. Sie saßen zusammengekuschelt auf der obersten Stange. Obwohl 3 Türen des Käfigs geöffnet waren kuschelten sie weiter. Nö, wir wollen noch nicht! So nahm ich sie vorsichtig auf die Hand und schaffte sie einzeln aus dem Käfig ins Wohnzimmer. Kaum waren sie draußen, ging die wilde Jagd durch das Eßzimmer los. Toby schaute verwirrt hinterher. Einer saß auf meinem Kopf, der andere auf der Schulter. Wo der Futterplatz ist, das wußten sie aber noch. Und dann wurde gefressen, was das Zeug hält. Einer schaffte 12 Mehlwürmer hintereinander! Nach höchstens 2 Minuten sind sie schon wieder aufnahmefähig für bis zu 4 Mehlwürmer. Die Altvögel füttern auch Blattläuse. Eine Nachbarin, die Wellensittiche hat, würde auch gerne Blattläuse füttern, natürlich lebende Blattläuse. Lebende Blattläuse bekommt man wohl nicht zu kaufen.

Zilpzalp fressen BlattläuseAm Bahnkilometer 55 hatte ich dieser Tage an gelber Schafgarbe schwarze Blattläuse gesehen. Ich ging mit Toby Gassi in Richtung der Blattlauskolonie und nahm zwei Stengel mit nach Hause. Eine mit Wasser gefüllte Bierflasche hielt die beiden Stengel mit der Blattlauskolonie und etlichen Ameisen in Augenhöhe der Zilpzalpe zusammen. Die Aufmerksamkeit erregten aber nicht die Blattläuse, sondern die hin und her rennenden Ameisen. Und Schwups war die erste Ameise im Schnabel. Zunächst wurde vorsichtig durch mehrmaliges auf- und zuklappen des Schnabels gekostet. Man sah ihnen an, daß sie diese Tierchen noch niemals gefressen hatten. Eigenartig aber gut, schienen sie gedacht zu haben. Dann wurde die kleine Ameise im Schnabel klein gedrückt, gekaut und schließlich genüßlich heruntergeschluckt. Die restlichen Ameisen verloren nun ganz schnell ihr Leben. Bei dieser kleinen Zwischenmahlzeit entdeckten einer die viel kleineren Blattläuse, nahm eine in den Schnabel und kostete in der gleichen Weise wie bei den Ameisen, fand sie für gut und pickte nach und nach weitere Blattläuse vom Stengel ab, während der andere durch Zuschauen lernte. Es war das erste Mal, daß Flip und Flop selbständig Nahrung aufgenommen hatten. Wenn das so weiter geht, kommen wir der Auswilderung ein Stückchen näher.

Um zu prüfen, ob sie schon selbst Nahrung aufnehmen, hatte ich auf 4 Blättern der Orchide je 2 Mehlwürmer gut sichtbar hingelegt. Eine Stunde später waren 6 Mehlwürmer verschwunden. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie gefressen wurden. Sie können auch beim Flattern vom Winde verweht worden sein und liegen nun unauffindbar zwischen den Orchidenwurzeln.

ein schlafender und eich wachender ZilpzalpZilp und Zalp sind in eins verschmolzen. Während der eine schläft, hält der andere Wache. Sie sitzen auf einem kleinen Nistkasten, der inzwischen zu ihrem Lieblingssitzplatz auf der Fensterbank geworden ist. Das Spitzdach des Nistkastens ist auf beiden Seiten total zugekotet. Auf diese Weise bleibt wenigstens die Fensterbank einigermaßen sauber.

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04. August

zwei schlafende junge ZilpzalpUm 7 Uhr kamen die Handtücher vom Käfig herunter. Etwas eher als sonst, weil ich einen Termin hatte. Sie schliefen noch und waren nicht wach zu kriegen. So öffnete ich alle 3 Käfigtüren und erledigte zunächst andere Arbeiten. Eine viertel Stunde später saß ein Zilpzalp auf dem Käfig, und der andere döste noch immer auf der Sitzstange im Käfig vor sich hin. Als der erste das Futternäpfchen sah, flog er sofort zum Fenster, wo ich immer füttere. Das war ansteckend, und der zweite Zilpzalp folgte ihm. Ich hielt ihnen den Futternapf mit den Mehlwürmern unmittelbar vor die Schnäbel. Beide rissen ihre Schnäbel weit auf und machten einen langen Hals in meine Richtung. Der gewohnte Anblick der Pinzette mit dem Wurm fehlte ihnen aber. Und so konnten sie mit dem Napf voller Würmer nichts anfangen. Ich gab nicht auf, bis tatsächlich der erste seinen weit aufgerissenen Schnabel über den Würmern platzierte. Aber er kriegte den Schnabel nicht zu. Es sah schon etwas drollig aus, so als hätte er die Maulsperre. Dann ging der Schnabel so langsam zu, als wenn er Angst hätte, sich zu verletzen. Als er Berührung mit einem Wurm bekam, schnappte der Schnabel sofort richtig zu, und er hatte gleich 3 ziemlich große Würmer erwischt, die er auch nicht wieder loslassen wollte. Während er versuchte, alle 3 Würmer gleichzeitig herunterzuwürgen, dachte ich schon an einen Erstehilfeeinsatz, falls er vor meinen Augen erstickt. Danach war für 30 Sekunden Ruhe. Der andere traute sich nicht, es ihm gleich zu tun. Kein Wunder, bei dem Anblick. Dem Ängstlichen gab ich einen Wurm mit der Pinzette. Ersterer nahm noch zwei Würmer, der andere drei. Während sie schon mal 12 Mehlwürmer hintereinander geschluckt hatten, waren es diesmal nur 5 Würmer. Es war eben eine Stunde zu früh. Ihnen fehlte wohl etwas Schlaf.

Zilpzalp mit Doppelauge

Als ich die Fotos vom Tag durchsah, mußte ich leider feststellen, daß viele Bilder nur Schrott waren. Es war einfach zu dunkel, und die Belichtungszeit lag hin und wieder bei 1/10 s. Bei diesem Foto hat der Vogel genau während dieser zehntel Sekunde seinen Kopf bewegt. Ich fand das so witzig, daß ich es trotz mieser Qualität hier zeige.

 

Hier ist  ein Zilpzalp sogar im Futternapf gelandet, allerdings unfreiwillig, weil er auf dem glatten Rand keine Halt gefunden hatte. Er saß auf vielen Mehlwürmern - zu fassen bekam er aber keinen.

Da beide Zilpzalpe schon am Vortag Blattläuse pickten, versuchte ich es heute erneut. Zwei mit schwarzen Blattläusen besetzte Stengel der gelben Schafgarbe steckte ich in eine Bierflasche und stellte sie unmittelbar neben ihren Lieblingssitzplatz. So hatten sie die kleinen Sauger direkt vor ihren Augen. Zweimal mußte ich dieses Läuse-Sonderangebot wenden, weil die ihnen zugewandte Seite schnell leergepickt war. Das mit den Blattläusen funktioniert schon recht gut. Das mit den Mehlwürmern muß noch geübt werden.
Toby hat wieder den ganzen Tag unter Flip und Flop Wache gehalten, manchmal zähneklappernd!

 

Portrait junger Zilpzalp

Tschüß bis Morgen!

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05. August

akrobatischer Zilpzalp macht zwischen Orchidenblüten KopfstandEdel arbeitet in einem Hamburger Seniorenheim und erzählte dort einer Arbeitskollegin liebevoll von unseren beiden Zilpzalp.

Sie antwortete ihr unerwartet zynisch:

"Ich hätte die verrecken lassen!"

Wir pflegen sie trotzdem weiter, bis wir sicher sind, daß sie Ende September die Reise nach dem Süden in den Mittelmeerraum antreten können. Fliegen können sie schon sehr gut. Edel beobachtete heute, daß einer wie ein Kolibri auf der Stelle fliegen konnte. Der auf dem Foto machte einen Kopfstand, um eine Orchidenblüte absuchen zu können. Mit dem selbständigen Fressen hapert es aber noch, jedenfalls was die Würmchen betrifft. Das kann auch daran liegen, daß dieser Fall für Zilpzalpe von der Natur gar nicht vorgesehen ist. Sie sind ja auf Kleininsekten spezialisiert, die sie von Blättern abpicken. Und das können sie schon ziemlich gut, wie auf dem Bild zu sehen ist.

Zilpzalp und  gelb e SchafgarbeHeute gab es Nachschub:

Zwei Stengel der mit Blattläusen und Ameisen besetzten gelben Schafgarbe vom Bahnkilometer 55,0 traten beim Gassigehen mit Toby den Weg in die Wohnung an. Etliche Ameisen bevölkerten später die Fensterbank, wurden aber nach und nach entdeckt und von den Zilpzalpen verspeist.

Heute durften Flip und Flop erstmals ins Freie, natürlich nur im Käfig auf dem Balkon. Gegenüber können sie in den Wald schauern. Der Balkon wird regelmäßig  von Kohlmeisen besucht, so daß sie auch andere Vögel kennenlernen können. Die zahme Rabenkrähe Blacky kennen sie ja schon. Einer der Beiden saß schon einmal an ihrem Gitter. Zum Glück flog er sofort weiter, denn die Krähe hätte mit Sicherheit ihren Käfig verteidigt. Glück gehabt!

Die zweite Ladung Mehlwürmer ist fast verputzt. Edel holt Morgen zum dritten Mal Mehlwürmer. Und das werden dann wohl die letzten sein. Dann wird Edel, die eine Menge Arbeit mit Flip und Flop hatte, wohl oder Übel tränenden Auges eines Tages die Türchen des Vogelkäfigs auf dem Balkon offen stehen lassen. Ich werde weiter berichten, wenn auch nicht immer zeitnah, denn morgen ist die Gorch Fock nach mehr als 20 Jahren wieder einmal in Hamburg. Ich möchte dabei sein!

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06. August

Flip fand den offen stehenden Käfigausgang sofort. Flop wollte wieder herausgetragen werden. Es gab frische Vogelmiere und neue Mehlwürmer. Die Mehlwürmer waren aber dieses Mal sehr groß. Edel hat sie alle kleingeschnitten. Toby lag den ganzen Tag unter dem Fenster und klapperte vor lauter Aufregung mit den Zähnen. Flip nimmt schon Mehlwürmer selbständig auf. Flop schaut etwas bedeppert zu.

07. August

Das Wetter ist schön. Es ist Zeit, daß Flip und Flop sich die Welt vom Balkon aus ansehen. Sie genießen die Sonne und rekeln sich auf den Sitzstangen.

junger Zilpzalp verliert nach Unfall zwei Schwungfedern
junger Zilpzalp rekelt sich in der Sonne
sieht aus wie ein Rotkehlchen, ist aber ein Zilpzalp
gelbe Schafgarbe mit Blattläusen besetzt
Hund Toby hinter Gittern
junger Zilpzalp nimmt ein Sonnenbad
Zilpzalp
Zilpzalp frißt Vogelmiere
junger Zilpzalp im Käfig
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1. Im Käfig lagen heute morgen 2 rechte Schwungfedern. War es ein Unfall?
2. Der Käfigblick.
3. Das ist kein Rotkelchen, sondern ein Zilpzalp in der Morgensonne, als sie noch im Zimmer vor dem Fenster waren (Schnappschuß von Edel)
4. Blattlausnachschub vom Bahndamm.
5. Noch ein Käfigblick. Toby schaut auf dem Balkon interessiert in den Käfig der Zilpzalpe.
6. Die Sonne schien wunderschön in den Vogelkäfig. Flip und Flop aalten sich auf den Sitzstangen.
7. Der Kampf mit der Vogelmiere. Edel hat Vogelmiere für Flip und Flop beschafft.
Sie fressen die Blätter und besonders gerne die Knospen.
8. Hier hat ein Zilpzalp eine Knospe der Vogelmiere im Schnabel.
9. Wo ist sie hin, die Vogelmiere? Eben hat er sie noch herumgeschleudert.

Um 15 Uhr kam Edel vom Einkaufen zurück, ging sofort zu Flip und Flop auf den Balkon und meldete:

"Die haben ja nichts mehr zu fressen!!! "

Nachschub kommt sofort! Beide fressen seit heute selbständig aus einem Näpfchen. Trotzdem reißen sie den Schnabel weit auf, wenn sie uns sehen. Aber nun wird nicht mehr mit der Pinzette gefüttert. Selbst ist der Zilpzalp.

Komisch: Während Flip selbständig frißt, fliegt Flop ihm manchmal mit offenem Schnabel hinterher. Dabei gibt er ein schnarrendes Geräusch wie ein sehr schnelles tak - tak - tak von sich. Das tak kommt etwa 4 oder 5 mal pro Sekunde, fast wie ein Maschinengewehr. Will er von Flip gefüttert werden? Das ist ja wohl ein Flop!

Nach vielen Recherchen im Internet ist sich Edel sicher, das es keine Zilpzalpe sondern Fitiche sind. Sie haben nämlich keine schwarzen Beine. Vielleicht gibt das bettelnde Geräusch von Flop darüber Aufschluß? Zilpzalp und Fitich sind Zwillingsarten, weil sie sich sehr ähnlich sehen.

08. August

Zilpzalp Küken2 Zilpzalp zwischen Orchiden
8:00 Uhr:

Alle Mann raus aus dem Käfig! Nachtruhe beenden! Gut eine Stunde Freiflug in der Wohnstube, meistens in der Nähe des Fensters. Herrchen geht mit Toby Gassi und bringt euch Blattläuse vom Bahndamm mit. Die werden langsam knapp. Gegen Mittag geht es wieder zurück in den Käfig und ab in die Sonne auf den Balkon an die frische Luft und um die Gegend kennenzulernen. Neben dem Käfig steht eine Plastikschale mit geraspelten Haselnüssen für die Meisen. Und wenn eine Krähe nur 2 Meter entfernt vorbeifliegt, dann ducken sich Flip und Flop instinktiv. So lernen sie andere Vögel kennen. Futter nehmen sie inzwischen ganz gut selbständig auf. Wenn man es ihnen mit der Pinzette oder zwischen Daumen und Zeigefinger hinhält, dann nehmen sie das schneller. So war es ja schließlich bisher immer. So ein Vogel ist eben auch nur ein Gewohnheitstier, so wie der Mensch auch.

Um 21 Uhr kam auf Wunsch von Edel der Käfig wieder zurück in die Wohnung. Die Mutter des Gedankens war, sie sollten wieder frei fliegen können, noch ein bißchen üben. Tatsächlich brauchte Edel aber ein Foto von Flip oder Flop oder besser von Beiden. Und die sehen im Käfig nicht so gut aus. Es war aber bereits finster! Und bei den 3 mal 7 Watt Sparleuchten im Eßzimmer gab es nicht genug Licht für ein gutes Foto.

Übrigens, Edel hat weiter im Web geforscht. Und nun sind die Fitiche wieder echte Zilpzalpe. Und das kam so:

1. Der Zilpzalp soll ja fast schwarze Beine haben. Edel meint, die werden immer dunkler.
2. Der Zilpzalp wippt häufig mit dem Schwanz, wenn er auf einem Zweig sitzt, hingegen der Fitich nur bei der Landung. Flip und Flop wippen andauernd mit dem Schwanz.

Also bleibt es beim Zilpzalp, es sei denn, es gibt wieder neue Erkenntnisse.

Tschüß, bis Morgen.

 

09. August

Heute ist ein besonders schöner Tag. Heute sollen sie fliegen. Von Edel kommt sofort der Einwand: "Nein! Die sind doch überhaupt noch nicht so weit!" Ja, aber sie dürfen sich nicht zu sehr an uns Menschen gewöhnen. Nach einigem Hin und Her stimmt Edel mit zwei stark tränenden Augen der "Auswilderung" zu. Alle drei Türchen des Käfigs werden geöffent. Es dauerte keine 5 Sekunden, da war einer draußen. Er umflog einmal um den Käfig und sezte sich dann auf des Geländer des Balkons. Edel machte noch schnell ein letztes Foto von ihm. Im nächsten Moment flog er einen halben Meter weiter auf den Tisch, direkt neben den Käfig. Dort lag meine Brille. Und auch ich machte noch schnell ein Foto. Siehst du, sagte Edel, der will noch gar nicht weg. Der will wieder in den Käfig. Ha, ha, wer will schon eingesperrt sein!?

Edel nahm ihn vorsichtig in die hohle Hand und setzte ihn zurück in den Käfig.

Also Morgen. Nein, da bin ich den ganzen Tag nicht da, und ich möchte dabei sein. Und Übermorgen geht es auch nicht, da habe ich Monikatag (ihre Freundin), daß weißt du doch! Gut, dann also am Donnerstag. Ja, aber nur, wenn das Wetter gut ist. Edels Trennungsschmerz ist groß, aber es muß sein.

Naturkundeunterricht hatten sie inzwischen genug. Sie kennen andere Vögel, die Wiese vor dem Haus und den Wald gegenüber. Und sie wissen auch über den Verkehr auf der kleinen Kopfsteinpflasterstraße Bescheid und die Autos, Radfahrer und Fußgänger. Und auch die vielen Hunde, die Toby alle kennt, sehen sie jeden Tag auf dem Bürgersteig vorbeigehen. Sie haben den Regen gesehen und sich in der Sonne geaalt.

Also sind reif für die Auswilderung!

Die Prüfung in Geographie und Naturkunde haben sie bestanden, sie dürfen hinaus in die Welt.
Donnerstag ist der alles entscheidende Tag!!!

Natürlich wurden noch einmal viele Fotos gemacht, von denen wir hier einige zeigen.
Eine solche Gelegenheit kommt nie wieder.

zwei junge Zilpzalp vor der Auswilderungzwei junge Zilpzalp vor der AuswilderungZilpzalpPortrait Zilpzalpjunger Zilpzalp fehlen 2 Schwungfedern
junger Zilpzalp fehlen 2 SchwungfedernZilpzalp-Augeunger Zilpzalp rekelt sichunger Zilpzalp rekelt sichunger Zilpzalp rekelt sich

Bild 3: Der erste Ausflug endet auf dem Tisch neben meiner Brille
Bild 4: Witzig, ein Auge schläft während das andere Auge Wache hält. Kein Zufall, das ging eine ganze Weile so.
Bilder 5 und 6: Die fehlenden Schwungfedern 4 und 5 sind die Folge eines Flugunfalles im Käfig (kein TÜV!).
Bilder 8 bis 9: Rekeln nach der Gefiederpflege.
Der offene Schnabel schreit nicht etwa nach Futter, nein, er gääähnt nur.

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Das mit den zwei verloren gegangenen Schwungfedern am rechtem Flügel hat sich geklärt. Der Vogelkäfig, den wir eiligst kaufen mußten, war nicht für Vögel gedacht, sondern für Mäuse. Deshalb waren auch diverse Plastikteile wie kleine Leitern, Laufräder, Zwischenböden und ein kleines Häuschen dabei. Wenn man dies alles wegläßt, ist es natürlich auch ein brauchbarer Vogelkäfig.

Der "Haken" ist der Haken, mit dem die drei Türchen eingehängt sind. Sie sind nach der verkehrten Seite gebogen, nämlich nach innen. Das ist gut, wenn man davon ausgeht, daß der Mensch sich nicht daran verletzten soll. Da die Haken (Scharniere) aber nach innen zeigen, konnte ein Zilpzalp mit den Schwungfedern darin hängen bleiben, was offenbar eingetreten ist. Dabei hat er sich eine Feder herausgerissen, während eine andere Feder abgebrochen ist. Er hatte Glück im Unglück. Es hätte schlimmer kommen können. Das war vor 2 Tagen.

Gestern wunderte ich mich, daß ein Zilpzalp bei der Gefiederpflege plötzlich den rechten Flügel zwischen seinen Beinen hatte und nur mit einem Absprung von der Sitzleiste wieder aus dieser Misere herauskam. Der rechte Flügel hat also bei dieser Tortour etwas abbekommen. Insofern ist es warscheinlich gut, daß wir mit dem Auswildern noch warten.

10. August

Nach zwei Stunden Freiflug ging es wieder im Käfig raus auf den Balkon zum Naturkundeunterricht. grins

Nicht lange, und es krachte zwischen den Beiden. Das komische knatternde Geräusch, was vor einigen Tagen schon einmal meine Aufmerksamkeit erregte, war plötzlich wieder zu hören. Und zwar abwechselnd von beiden. Ich hatte eine neue Sitzstange ganz oben im Käfig eingesetzt. Und die beanspruchte wohl jeder für sich. Sie standen sich wie zwei Kampfhähne Schnabel an Schnabel gegenüber und hackten aufeinander ein. Plötzlich fiel einer von der Sitzstange runter auf den Boden des Käfigs. Es sah aber eher wie ein kontrollierter Absturz aus. Danach war Ruhe. Der Unterlegene saß später eine Stange tiefer. Sie haben wohl die Rangordnung ausgetrudelt.

Damit steht nun fest, am Donnerstag, also Übermorgen, werden die Käfigtüren solange offen bleiben, bis sie beide das Weite gesucht haben. Die Rangordnung in der Enge des Käfigs auszutrudeln, scheint mir nicht so gut zu sein. Das sollen sie lieber in der Freiheit machen, wenn ich nicht dabei bin.

11. August

Wir haben fertig!

ilpzalp mit heruntergeschlagenem StoßHeute wurde der Käfig mit den beiden Zilpzalp schon um 7 Uhr auf den Balkon gebracht, denn der Naturkundeunterricht beginnt für die Beiden heute ausnahmsweise etwas eher. Das liegt daran, daß Edel mittwochs ihren Monikatag hat, da geht der Tagesablauf ein wenig anders. Als Edel das mit dem Balkon mitbekommen hatte, bat sie mich dringend, die Beiden doch noch einmal ins Zimmer zurückzubringen, damit sie noch etwas das Fliegen üben können. Nun gut, so ging ich erst einmal mit Toby Gassi.

Gegen 10 Uhr trug ich Flip und Flop dann erneut im Käfig auf den Balkon, öffnete das obere Türchen und wartete ab, was passiert.

Nichts passierte. Sie kuschelten beide auf der Sitzstange direkt unter der geöffneten Tür. So hatte ich Zeit, einige Fotos zu machen. Es sind die letzten Fotos, auf denen Flip und Flop gemeinsam zu sehen sind. Kurz bevor der erste, das war Flip, abflog, gab es noch einmal Knatsch. Das schon bekannte Knattern war wieder zu hören. Und schon ging der eine wieder auf den anderen los. Kurz darauf war Flip als erster aus dem Käfig heraus, machte eine kleine Runde über den Balkon und flog dann auf den Balkon über uns und weiter in den großen Lorbeerbaum gegenüber.

Edel konnte es nicht übers Herz bringen, der Freilassung zuzuschauen. Sie ist sehr traurig, daß die Vögel nun fort sind und hofft, daß sie nun alleine gut durch die Welt kommen. Deshalb wurde der endgültige Abflug um einen Tag vorgezogen. Für den nächsten Tag war auch Regen angesagt, während heute der Himmel bedeckt war und nur hin und wieder die Sonne einmal durchkam.

Flop ließ sich mehr Zeit und futterte erst noch einmal ein paar Mehlwürmer. Dann flog auch er aus dem Käfig, blieb aber in aller Ruhe auf dem Rand sitzen. Dann machte er kehrt und verschwand wieder im Käfig um erneut zu fressen. Und zwar so gierig, daß er gleich 3 Mehlwürmer auf einmal herunterzuwürgen versuchte. Ich überlegte schon, wo die Pinzette ist, falls ich den Notarzt spielen müßte. Dann flog er wieder aus dem Käfig und setzte sich erneut auf den Rand. Das wiederholte er noch zweimal. Er muß geahnt haben, daß es die letzten Mehlwürmer sein würden.

Zilpzalp, erste Mahlzeit in Freiheit

Dann flog er auf die Sonnenblume und pickte eine Weile an den großen Blättern herum. Das war beruhigend, zeigte es doch, daß er schon sehr selbständig ist. Im Blumenkasten fand er auch noch etwas Freßbares. Einige Minuten später flog er geradewegs in den Lorbeerbaum, wo ich ihn und Flip etwa eine Stunde lang beobachten konnte. Der Käfig mit dem Futter blieb noch bis zum späten Abend geöffnet auf dem Balkon stehen. Edel hoffte, sie würden wieder zurückommen.

Auf dem Bild oben links sitzt Flip auf der Balkonbrüstung und schlägt in schneller Folge mit dem Schwanz beinahe 90 Grad nach unten. Das ist ein typisches Verhalten bei den Zilpzalp. Das Bild ist aus einem Video entnommen.

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zwei Zilpzalp im Käfig und ein Hund Tobyzwei Zilpzalp im Käfigzwei Zilpzalp im KäfigZilpzalp Auswilderung nach HandaufzuchtZilpzalp Auswilderung nach Handaufzucht

Abflug in die Freiheit: Flop auf der Sonnenblume

19. August, 9:10 Uhr

Ich bin mit Toby gerade mal 10 Minuten aus dem Haus, da meldet sich mein Handy. Um diese Zeit hat das noch nie geklingelt. Da muß etwas passiert sein. Ein Schauer lief mir den Rücken runter. Oder hatte ich bloß etwas vergessen? Hoffentlich ist nichts passiert.

Edel ist am anderen Ende. Sie ist sehr aufgeregt und sagte nur: "Sie waren hier!"

Wer? Frage ich etwas irritiert.

Na, Flip und Flop, unsere Zilpzalpe. Einer saß auf dem Balkongeländer, aber nur wenige Sekunden. Der Zweite kam hinterher geflogen, drehte aber gleich ab, und der andere flog ihm nach. Edel war sich ganz sicher, daß das unsere Ziehkinder waren. Vielleicht wollten sie mal nachschauen, ob noch Mehlwürmer auf dem Tisch standen.
Wer sag es denn? Von wegen auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Heute waren sie zurück, wenn auch nur für Sekunden. Es war ein Zufall, daß Edel sie überhaupt gesehen hat. Zwei Tage zurvor sahen wir im Lorbeerbaum 2 Zilpzalpe. Es kann gut sein, daß sie das auch waren. Offensichtlich kommen sie in der Freiheit gut zurecht.

Nur das zählt!!!

24. August

Zwei Zilpzalpe waren heute wieder im kaum 10 Meter entfernten Lorbeerbaum zu sehen. Bevor ich mit dem Fotoapparat auf dem Balkon war, waren sie leider verschwunden. Und ich hatte sie gebeten zu warten!!!!

03. September

rufender Zilpzalp in der BirkeHeute morgen im Rahlaupark an einer großen abgestorbenen Birke rief hoch oben ein Vöglein zilp - zilp. Ob es einer unserer Flip-Flop war, ist natürlich nicht mehr feststellbar. Eigentlich hätte ich sie vor der Auswilderung mit einem Farbklecks auf der Brust kennzeichnen können. Aber diese Idee kam leider wie so oft viel zu spät. Vielleicht bei der nächsten Aufzucht in 5 Jahre?. Die letzten waren die Trauerschnäpper 2005. Ein kleines wegen der großen Höhe leider etwas wackeliges Video diente nur der Aufnahme des Gesanges und wird gelegentlich bei YouTube eingestellt.

Schade, der Gesang ist nicht zu hören, war wohl zu weit weg oder die Kamera war wieder mal falsch eingestellt. Noch ein Flop! Ich laß das Video trotzdem stehen.

Das war die Geschichte von Flip und Flop

Hier gibt es noch andere Tiergeschichten.

Zilpzalp Handaufzucht unmittelbar vor der Auswilderung

Das Nest der Zilpzalp konnte ich leider nicht zeigen, weil Toby es zerlegt hatte. Bei YouTube gibt es ein 4 Minuten langes Video. Man sieht dort sehr schön den seitlichen Eingang zum Nest, die 5 Küken und Mama Zilpzalp beim Füttern und Entsorgen von Kot.

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Auf der Seite Federbestimmung.de

finden Sie ein Tool zur Bestimmung der Federlängen beim Zilpzalp
Natürlich Hunderte weiterer Vogelarten. Eine tolle Seite!

2011

Am 14.04.2011 sah ich am Rahlaukamp, wie ein Zilpzalp mit einem alten Laubblatt vom Gehweg davonflog. Damit hat er wohl nicht gerechnet, denn nun wußte ich, wo er sein Nest baut. Aber so oft ich mir diese Stelle auch genauer ansah, daß Nest war hervorragend getarnt und kaum zu erkennen. Nur selten sah ich einen Zilpzalp in Nestnähe. Inzwischen füttern sie (17.05.2011), sind aber immer nur für Sekunden zu sehen. Als Bodenbrüter ist das auch überlebenswichtig.

Am 22.05.2011 gegen 9 Uhr sind sie auf und davon. Den letzten sah ich gerade noch abfliegen.
Zeit für ein Foto ließ er mir nicht.

Einen Tag zuvor hatte ich die eingeschaltete Kamera sozusagen als Fotofalle auf einem kleinen Stativ vor dem Nest aufgestellt und auf Video gestellt. Hier drei Bilder aus diesem Video:
Das letzte Bild zeigt das leere Nest, nachdem ich es es etwas freigelegt hatte.

Zilpzalp am Nest

Zilpzalp am NestZilpzalp am Nestausgeflogenes Nest des Zilpzalp

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Mai 2019

Kerstin K. schrieb am 30. Mai 2019 per e-Mail:

Hallo, vielen Dank für das schöne Tagebuch. Solch ein glückliches Leben habe ich meinem Zilpzap auch gewünscht, den ich heute Morgen auf dem Boden auf dem Rücken liegend fand. Ich nahm ihn auf, er fiel in meiner Hand um. Er zitterte. Ich versuchte ihn zu wärmen...nachts war Bodenfrostwarnung, morgens um 6 Uhr waren 4 Grad.

Nach 20 min kam etwas Leben in den winzigen Körper zurück. Also zum Auto und nach einem Tierarzt gesucht...am Herrentag... in der tiefsten Pampa...leider ohne Erfolg...um 11 Uhr hatte mein Tierarzt in Berlin Notsprechstunde...bis dahin? Plötzlich fing er an zu piepen, hopste aus meiner Stullendose, etwas anderes hatte ich nicht zur Verfügung...war ich ja hier, um Vögel zu beobachten und zu fotografieren.

Er kletterte über meinen Ärmel auf meine Schulter und piepste. Ein Flügel schien ok, der andere wurde nicht bewegt und schien kürzer zu sein.
Ich setzte ihn vorsichtig an der Stelle ab, wo ich ihn fand und ging etwas weg. Ein erwachsener Zilpzap kam und verharrte in der Nähe. Mama? Papa? Aber das war es. Also suchte ich ihm kleine Insekten, aber er nahm sie nicht. Ich packte ihn wieder ein und ging zur Bank, um meine Fotoausrüstung einzupacken.

Zilpi kletterte aus seiner Stullendose und setzte sich zu mir auf die Bank. So saßen wir einige Minuten, bis ich beschloss, die 100 km nach Berlin zu fahren, um dem Kleinen Hilfe zu besorgen... Ich setzte ihn ganz vorsichtig in die Dose urück und ging zum Auto. Eine Minute später versagten die kleinen Beinchen und er ippte in den Schal, den ich ihm in die Dose gelegt hatte. Einmal noch bewegte sich der größere Flügel und das Mäulchen schnappte nach Luft...dann war das viel zu kurze Leben auch schon wieder zu Ende. Ich schätze, die kalte Nacht hatte ihm zu viel Kraft geraubt und eventuell hat er sich den anderen Flügel verletzt.

Mir tut es unendlich Leid, aber mich tröstet, dass er die letzten 2 Stunden in einem Leben nicht alleine war. Anschließend fand er seine letzte Ruhe unter einer Weide paar Meter von der Fundstelle entfernt.

Liebe Grüße aus Berlin

Kerstin K.

Der hängende Flügel könnte verletzt gewesen sein oder sogar gebrochen. Der Zilpzalp in der Nähe war vermutlich ein Elterntier.
Danke für den schönen (leider traurigen) Bericht.

Verletzter junger Zilpzalp