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Kat (the.kat@mac.com / keine Homepage ) schrieb am 19.06.2006, 00:00 Uhr: |
Als ich noch ziemlich klein war, hatten wir dicht über dem Boden neben der Haustür immer ein Hummelnest mit grossen dicken Erdhummeln in der Hauswand. Das Nest war in einem Hohlraum hinter einem losen Ziegel, als Eingang diente eine Ritze aus der der Mörtel gefallen war. Um Bienen habe ich mich nie gekümmert, vor Wespen habe ich sogar ziemlich Angst. Hummeln fand ich dagegen toll - meine Mutter hat mich ständig ausgeschimpft, weil ich täglich auf dem Bauch im Blumenbeet lag, Hummeln streicheln. Getan haben die mir nie etwas, sondern liessen sich ungerührt antippsen, hielten Verschnaufpause auf Fingerspitzen und liessen sich aus Fingerhüten Zuckerwasser servieren. Meist lag ich da nur ziemlich still rum und habe denen Geschichten erzählt, aber trotz (vorsichtig!) anstupsen, streicheln und sonstigem Kindergezappel schienen die sich nie beeindrucken zu lassen und ignorierten mich völlig. Allerdings wurde auch ein leerer Fingerhut auf meiner Handfläche grundsätzlich genaustens unter die Lupe genommen. Heute ist mir klar dass die sicherlich lieber ihre Ruhe gehabt hätten, andererseits schienen sie nie besonders aufgeregt oder panisch - wobei immer der helle Aufruhr ausbrach wenn meine Mutter vor dem Nest Unkraut jätete. Gewöhnen sich Hummeln an regelmässige Besucher? Merken die sich 'Freund' oder 'Feind'? Vielleicht am Geruch? Oder haben die mich nur zufällig toleriert? Kat |
Ich beruhigte mich und meinte: Immer, wenn du in ihrer Nähe bist oder vorbei gehst, sprich mit ihnen, damit sie deine Stimme kennen lernen und so erfahren, daß diese Stimme keine Gefahr bedeutet. Das machte ich nun so, und wir kamen gut damit zurecht. Es wurde zur Gewohnheit, mit den Hornissen zu sprechen.
Bis eines Tages etwas Unvorhergesehenes eintrat:
Mutter rutschte beim Heraustreten aus dem Haus aus und hielt sich instinktiv an einer Latte des Spaliers fest.
Die aber brach mit Getöse durch und erschütterte das ganze Spalier mit samt dem Kasten, in dem die Hornissen ihr Nest hatten.
Der Schwarm war im Handumdrehen auf den Flügeln und umkreiste meine Mutter, die ängstlich versuchte “mit ihnen zu reden”. Sie wurde nicht gestochen. Haben die Hornissen gewußt, daß ihnen von ihr keine Gefahr droht? Kannten sie diese Stimme? Vermutlich.
Ein anderes Beispiel ist hier beschrieben:
Dort wurde der seltene Mittelspecht an eine Stimme gewöhnt und respektierte sogar einen Hund.
Eine Bekannte aus dem Nachbarort hatte solche Angst vor Hornissen, daß sie meinte, sie müsse sie sicherheitshalber erschlagen. Sie fand sie immer auf dem Komposthaufen, wo sie unwissentlich Leckerli für sie hinterlegte. Aus diesem Grund stand am Komposthaufen auch immer eine Schaufel als Waffe bereit.
Als sie wieder einmal zur Schaufel griff, wurde sie sofort gestochen. Hornissen können fliegen und sind deshalb wesentlich schneller als jede geschwungene Schaufel.
Die gute Frau war allergisch auf Insektengifte und durfte anschließend ins Krankenhaus zur Notbehandlung.
Angstschweiß kann von vielen Insekten wahrgenommen werden und spielt dabei sicher auch keine unwesentliche Rolle. nach oben
Wer Angst hat, ist oft unberechenbar. Das scheinen auch Tiere zu wissen.
Drei Hummeln mit Pollen im Anflug. |
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![]() Die Haare wurden unter anderem im Nest verwendet. Vielleicht hätten sie vorher gereinigt werden müssen? |
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![]() ![]() ![]() und dann zu Fuß in der Röhre zum Nest. Der Fußweg ist ca 15 cm weit. Durchmesser 16 mm (Flexrohr) |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Schmarotzer und andere Hummelfeinde |
![]() auf dem stillgelegten Güterbahnhof Pollen vom Sedum zwischen einer Eisenbahnschiene und dem Radlenker einer rostigen Weiche aus alten Zeiten. |
![]() Leider ist sie bereits von vielen Parasiten befallen! Drei sind sehr deutlich erkennbar, einige andere gerade noch so. |
![]() Solch eine Hummel war schon zu Besuch im Steinhummelnest. Was sie dort wohl wollte? |
![]() Was wollte sie dort? Oder gehört sie zum Volk? Wohl eher nicht! Im Internet findet man fast alles. Es ist eine Erdhummel. |
10.08.2006: Nachdem ich dieses Bild einer Kuckuckshummel gefunden habe, sind mir wieder Zweifel gekommen: Erdhummel oder doch Kuckuckshummel??? An der Behaarung der Hinterbeine soll man es erkennen können. Kuckuckshummeln sind unbehaart, weil sie keinen Pollen sammeln. |
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Es keimt im Hummelnest!
Das ist wahrlich kein gutes Zeichen! |
Alle Hummeln sind tot. Einzig eine Drohne überlebte für nur kurze Zeit.
Alle anderen sind mit samt ihren Waben von ihren Feinden gefressen worden. Und das in nur wenigen Tagen!
Wenn man dieses Bild sieht, dann weiß man Bescheid, welche Macht über das Nest hergefallen ist.
Sicherlich hätte eine gute Hummelklappe rechtzeitig angebracht diese Katastrophe verhindern können.
Ich habe mir die Mühe gemacht und die Maden aus dem Nest gesammelt und in ein Marmeladenglas getan.
Das Zählen ist mir vergangen, so viele waren es. Einige waren bereits verpuppt, und was sich noch bewegte,
war in mindestens 3 unterschiedlichen Größen vertreten. Schließlich fand ich auch noch Eier. Einem solchen Ansturm war das Nest nicht gewachsen!
In der Literatur las ich, daß man unter dem Nest einen freien Raum für durchfallende Raupen oder Maden vorsehen solle.
Das hatte ich auch getan. Der Raum war allerdings vollständig frei von den ungebetenen Gästen. Wenn man das Glas anschaut, weiß man auch warum. Ich hatte zunächst natürlich keinen Deckel auf dem Glas,
bis ich verwundert feststellte, daß sie unbeeindruckt von der glatten Glaswand an ihr hochkletterten und schnell wieder draußen waren.
Als Madenfalle taugt ein Freiraum unter dem Nest demnach wenig. Zur Klimatisierung ist er vielleicht nützlich.
Hier eine Sammlung des vorgefundenen Elends:
Königinnen, Drohnen, Arbeiterinnen, manche waren gerade geschlüpft
und schon wurden sie von der Übermacht ihrer Feinde getötet.
Selbst im Kokon gab es keine Sicherheit, wie man sieht.
Das Marmeladenglas zeigt das ganze Ausmaß der (eingesammelten) Invasion am 19.07.2006.
Sie suchten den Schutz der Dunkelheit und tauchten alle nach unten ab.
Trotzdem lagen sie noch mehrfach gestapelt übereinander.
Am 10.08.2006 hingen sie in einem glockenähnlichen Gespinst am Deckel.
Eine krabbelte noch als Made umher, die anderen waren inzwischen verpuppt.
Ich werde sie weiter beobachten und schauen, was aus ihnen wird.
Noch eine Übersicht der Überreste.
Noch ein Übeltäter.
Kaum ist das Nest geöffnet, war sie zur Stelle!
10.08.2006: Das Hummelmottengefängnis
ist in diesem Fall nur ein gerade greifbares Marmeladenglas,
dessen Deckel mit Luftlöchern versehen worden ist.
Vom Boden zum Deckel hatten sich die Larven eine Art Klettergerüst gebaut und am Deckel ein glockenartiges Gespinst angelegt. Sowohl oben am Deckel wie auch unten am Boden bewegten sich noch Larven. Auch Puppen waren zu sehen.
Viel lieber hätte ich die Hummeln beobachtet. Aber nun muß ich mich mit ihren Erzfeinden beschäftigen.
Die Lehren daraus helfen vielleicht eines Tages auch den Hummeln.
11.08.2006:
Die Felder sind leergefegt. Riesige Erntemaschinen haben in wenigen Tagen alles niedergemacht.
Für die Hummeln beginnt nun die alljährlich wiederkehrende Hungersnot. Und wenn noch irgendwo etwas blüht,
wie hier am Feldrain, dann sind die Hummeln da. Hier ist es wohl eine Wiesenhummel beim Nektarsaugen am Radweg.
Viel schien es nicht zu geben, denn sie flog schnell von Blüte zu Blüte.
Es waren wohl schon andere vor ihr da und haben den letzten Tropfen weggeholt.
Übrigens: Im Februar 2007 war noch immer Leben im Marmeladenglas. Hummelmotten sind also nicht so leicht umzubringen.
Juli 2011:
Auf einer Hundewiese in Hamburg gibt es eine inzwischen 200 qm große Fläche, die mit vielen Diesteln bewachsen ist. Das ist ein Paradies für viele Insekten, jedenfalls solange die Diesteln blühen. Danach blüht das eingeschleppte invasive Japanische Springkraut. Dort tummeln sich mehrere Hummelarten, darunter auch sehr viele Steinhummeln. Die Steinhummel auf der Hand ist nicht etwa tot, sie stellt sich nur tot! So ein schlaues Kerlchen! Aber so kann man sie auch einmal gut von unten betrachten.
Steinhummel mit Parasit 8/2012 in Hamburg