Ich kenne nur Schwanzmeisen, die ihre Nester in wochenlanger filigraner Arbeit als gut versteckte ovale Nester weben, wobei sie feinste Flechten und Spinnenweben verbauen. Die Nester sind elastisch und dennoch sehr stabil. Das Einflugloch ist oben etwas seitlich angeordent. Aber es gibt auch Schwanzmeisennester in Baumhöhlen, wie man auf diesem Video sehen kann. Ist diese hier eine andere Art? Gerne bauen sie die Nester gut getarnt in dichtes Buschwerk, Efeu oder Eiben. Man findet die Nester nur, wenn man sieht, wohin die Meisen mit dem Nistmaterial fliegen. Obwohl die Nester kaum zu sehen sind, werden sie dennoch allzu häufig geplündert. Als ich einmal am Kellerfenster stand, sah ich, wie vor dem Kellerfenster ein Katze senkrecht hochsprang und mit einem Vogel im Fang davon lief. Wie sich heraustellte, war es eine der Schwanzmeisen, die ihr Nest in einer nahe am Haus stehenden Eibe gebaut hatten. Einen Tag später lag auch das Nest geräubert am Boden. Vermutlich war es die gleiche Katze.
Auf einem gut gesicherten militärischen Gelände bei Potsdam war ein Schwanzmeisennest im dichten Efeu fast unsichtbar gebaut worden. Ich hatte es mehrere Tage beobachtet. Solange die Meisen brüteten, fiel ihr Nest auch gar nicht auf. Sowie sie aber fütterten, herrschte reger Flugbetrieb, der den Standort schnell verraten hat. Da das Nest nur rund 2 Meter hoch angelegt war, konnte es vermutlich von Katzen entdeckt und leicht erreicht werden.
Ähnlich erging es 2004 einem Nest im Schloßpark Sanssouci. Dort konnte ich den Ausflug der Schwanzmeisen beobachten. Aber schon am anderen Tag lag das Nest zerfetzt am Boden. Warum ein leeres Nest herausgerissen wurde, ist mir unklar geblieben. War vielleicht noch ein Nachkömmling im Nest?
Die Schwanzmeisen im Steenmoor bauten Ende März 2010 ihr Nest in Augenhöhe in einer Feuerdornhecke, die auf einem nur meterbreiten Streifen zwischen der Straße und dem Bürgersteig steht. Die Beobachtung ist deshalb nur vom Bürgersteig aus möglich mit der Blickrichtung nach Süden, also immer im Gegenlicht. Auf der gleichen Seite ist ein 5000 qm großes bewaldetes unbebautes Grundstück, das Steenmoor. Auf der anderen Straßenseite steht ein Wohnhaus. Nachdem ich von dort aus schon mehrfach argwöhnisch beobachtet worden war, wurde ich eines Tages barsch gefragt, was ich da mache. "Sie fotografieren mich doch nicht etwa!" Es war gar nicht so einfach, die ältere Dame davon zu überzeugen, daß ich nur Vögel fotografiere. "Ich sehe keine!" rief sie über die Straße.
Die Menschen sind verunsichert und rufen immer gleich nach der Polizei. Manche Leute können sich gar nicht vorstellen, daß es noch Menschen gibt, die stundenlang auf einen Vogel warten, um dann von dem ein verwackeltes Foto zu machen. Der kann doch nicht ganz normal sein. Selbst Edel meint manchmal, ich sei verrückt. Stimmt wohl auch!? 
Ein sehr schönes Foto eines Schwanzmeisenpärchens auf einem mit Flechten bewachsenen Zweig bei Naturfotografen-Forum.de.
       
      
 
Foto vom 04. Mai 2010:
Ein Altvogel sitzt im Nest und schaut ohne Scheu über den Rand des Einflugloches zum Fotografen.
Schließlich reden wir schon einige Wochen miteinander.
Na ja, nicht so richtig. Nur ich rede, damit sie meine Stimme kennen lernen.
Es ist auch schon zweimal vorgekommen, daß ein Altvogel wenige Meter vor mir im Schwirrflug tänzelte.
Das hieß dann wohl, "verzieh dich, du störst!" Und ich gehorchte und ging.
Geht doch, hat sich der Vogel wohl gedacht, flog zum Nest und beobachtete genau, was ich machte.
Dieses Nest von Schwanzmeisen lag am 06.05.2010 auf dem Bürgersteig vor einer frisch geschnittenen Ligusterhecke im Ellerneck in Hamburg-Tonndorf. Das ist das traurige Ergebnis, wenn man Hecken zur falschen Zeit schneidet.
Schwanzmeisen bauen nicht immer komplizierte Beutelnester. Es geht auch in einer Baumhöhle, wie man auf einem Video sehen kann.
     
     
Das Nest am 10., 11. und 13. Mai 2010. Am 11.05.2010 lag ein Altvogel krumm im Nest und huderte, weil es regnete und ziemlich kalt war.
Am 17. Mai 2010 war es endlich etwas wärmer und die Sonne kam für mehrere Stunden durch. Vormittags schien sogar die Sonne auf das inzwischen etwas ramponierte Nest, daß gegen 8 Uhr noch mit einem Deckel aus Federn zur Wärmedämmung verschlossen war. Später schauten zeitweilig bis zu 5 Junge mit weit aufgerissenen Schnäbeln aus dem Nest heraus und dösten in der Sonne vor sich hin. Da die Altvögel mich inzwischen kennen, durfte ich mich bis auf 2 Meter dem Nest nähern, ohne daß es sie störte. Sie füttertern ihre Kinder und schielten ab und zu einmal zu mir rüber. Toby hielt derweil unter dem Nest Wache.
So entstanden einige Videos über dieses Schwanzmeisennest bei YouTube und viele schöne Fotos. Lange wird das nicht mehr so gehen, denn sie fangen bereits mit Flugübungen im Nest an. Im Nest, nicht etwa auf oder neben dem Nest. Und im Nest ist es schon eng genug!
18.05.2010: Nachts anhaltender Regen bei 6 Grad Celsius und am Tage nur 10 Grad. Die Jungvögel, die gestern noch in der Sonne dösten, waren heute tief im Nest, mit Federn dick zugedeckt und selten zu sehen.
20.05.2010:
Heute entstanden die letzten Fotos. Am nächsten Tag war ich erst gegen Mittag am Nest, und da war es bereits leer. Ich suchte zunächst in der unmittelbaren Umgebung im Steenmoor nach ihren. Als ich sie dort nicht fand, ging ich etwa 100 Meter weiter zur Rahlau. Die ist in diesem Bereich mit vielen dichten Büschen der Felsenbirne bewachsen. Und da hörte ich ihr leises unauffälliges Geziepe. Ich bin wohl genau zur rechten Zeit gekommen. Denn plötzlich flog ein Eichelhäher davon. Beide Schwanzmeisen folgten ihm mit lauten Gezeter. Ob er ein Küken erwischt hatte, konnte ich nicht sehen. Ich hoffe, ich hatte ihn gestört.
Daß die Schwanzmeisen auf der roten Liste der gefährdeten Arten stehen,
interessiert den Eichelhäher herzlich wenig. Er will auch nur leben.
Ein Altvogel füttert
 
 

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