WSL Logo Straßenschild Steenmoor  
Navigation   ein / aus Der  Buntspecht  vom Steenmoor   
Der Buntspecht und die tote Birke

In Hamburg gibt es eine kleine verwinkelte Kopfsteinpflasterstraße, die heißt Steenmoor.

Sie umschließt an zwei Seiten ein etwa 5000 qm großes Grundstück (siehe unten), in dem es so aussieht wie auf dem Foto oben. Das Grundstück ist unbebaut und wird wohl schon seit vielleicht 50 oder mehr Jahren von den Kindern als Abenteuerspielplatz benutzt. Viele alte Obstbäume sind dem Vandalismus zum Opfer gefallen und blieben als totes Holz am Boden liegen. BAndere wurden einfach abgesägt oder mit Draht oder Stricken erdrosselt. Wieder andere wurden von mächtigeren Laubbäumen überwuchert und starben an Lichtmangel. Anwohner und Kleingärtner schaffen ihre Gartenabfälle und Heckenschnitte in dieses Grundstück. Riesige Lebensbäume säumen den Rand des Grundstückes. Große Birken bilden den Haupteil des kleinen Waldes. Viele sind morsch und faulen vor sich hin. So hat sich in vielen Jahren der Nichtnutzung ein eigenes kleines uriges  Biotop gebildet, in dem viele Vogelarten auf engstem Raum leben. Neben Krähen, Elstern, Eichelhähern und Ringeltauben sind dort Kohl-, Blau- und Weidenmeisen, Amseln, Stare, Zaunkönige, Gimpel, Grünlinge und Wintergoldhähnchen und Zilp Zalp ständige Gäste. Dauergäste sind leider auch Hunde und vor allem Katzen und Eichhörnchen Und natürlich hat auch der Buntspecht hier ein Revier gefunden.

geschälter Baum - Vandalismus Der Vandalismus im Steenmoor nimmt kein Ende. Am Morgen des 07.07.2008 gab es diesen frisch geschälten Baum im Wäldchen zu sehen.
Viele andere Bäume wurden auf die gleiche Weise zum Absterben gebracht. Den Specht wird das freuen, denn er lebt auch vom Totholz.

Zwei Jahre später, genau am 18.06.2010, etwa eine Stunde vor dem WM-Spiel Deutschland gegen Serbien, randalierten 3 mit Messern bewaffnete Halbstarke im Steenmoor. Sie kippten mehrere alte trockene Bäume um und schälten drei andere Bäume, darunter einen mehrere Jahrzehnte alten Ahorn.
Vandalismus im Steenmoor!

 

Um den Buntspecht geht es auf dieser Seite

Buntspecht trommelt am BirnbaumSchon Ende Februar trommelte jeden Morgen ein Buntspecht immer an der gleichen Stelle an einem abgestorbenen Birnenbaum. Die Stelle war hohl und ohne Baumrinde, und das Trommeln war weithin gut zu hören. Er suchte an dieser Stelle nicht etwa nach Futter, sondern rief nach einem Partner und das täglich zur gleichen Zeit und wochenlang. Gleichzeitig unterstrich er damit wohl auch den Revieranspruch. Und auch mit dem Bau einer Nisthöhle fing er an. Eine abgestorbene Birke, die schon vom Birkenporling zersetzt wird und in halber Höhe abgebrochen ist, schien ihm zum Bau der Höhle geeignet zu sein. Jedenfalls sah ich ihn jeden Tag von meinem Balkon aus an dieser Birke in 4 bis 5 Meter Höhe hämmern. Aber es ging überhaupt nicht voran, obwohl das Holz weich und vom Pilz zersetzt ist. Birken sind Weichholz. Der kleinere Mittelspecht im Schloßpark Sanssouci war da an einer alten Eiche wesentlich schneller. Er schaffte seine Höhle in einer intakten Eiche im Hartholz in nur 2 Tagen! Solange aber kein Partner gefunden ist, fehlt vermutlich auch die Lust zum Eigenheimbau, auch wenn das Holz noch so weich ist.

Ende März sollte sich das schlagartig ändern

Plötzlich waren 4 Buntspechte mit lautem Geschrei im Wäldchen unterwegs und flogen immmer im großen Bogen um die Birke mit der angefangenen Höhle herum. Wer da wen jagte, war nicht auszumachen. Vermutlich waren da drei Herren Buntspechte hinter der Buntspechtdame vom Steenmoor her. Das ging so stundenlang mit großer Ausdauer. Irgendwann hat sie sich dann wohl doch für einen der 3 Freier entschieden. Jedenfalls ging der Bau der Höhle ab Anfang April nun mit etwas mehr Elan weiter. Auch das morgentliche Trommeln am alten Birnbaum hatte aufgehört.

Sie hatte ihre Wahl getroffen

BDie Spechtin am 20.03.2008 an der Höhle.
Noch paßte kaum der Kopf in die angefangene Höhle hinein. Der Bau kommt aber immer noch nicht so recht voran.
Wahrscheinlich wird die "Arbeitswut" über die Eileiter stimuliert. Oder?

Birke mit SpechthöhlenNur wenige Meter weiter steht eine andere Baumleiche, auch eine Birke. Dort wollten Stare ihr Nest bauen. Aber die Spechte verjagten sie immer wieder. Zwei Löcher im Baum, die miteinander verbunden sind, ließen das Verjagen aber zum Katze-und-Maus-Spiel werden. War der Specht oben am Loch, schaute der Star unten heraus oder umgekehrt, bis der Specht endlich aufgab. Kurze Zeit später fing das Spiel von Neuen an, bis nunmehr die Stare aufgeben.

Nistkasten für Fledertiere, besetzt mit StarenSie zogen in einen Nistkasten ein, der nur 5 Meter weiter an einem Lebensbaum hängt und eigentlich für Fledertiere gedacht ist. Denn das Einflugloch ist unten angelegt und im Kasten sind unter dem Dach Aufhänger für die Fledertiere vorhanden. Die Stare kümmerte das nicht. Die Spechte schon, denn sie beobachteten das Treiben der Stare immer mit Argwohn.

 

Einflug für Fledertiere    Einflug für Fledertiere, aber von Staraen als Kotröhre umfunktioniert   Starenkot auf dem Waldboden    Fledermauskasten mit Spechtschaden
Das für die Fledertiere gedachte Einflugloch unterhalb des Kastens vor und nach dem Einzug der Stare. Mit dem Einzug der Stare wurde es zur Kotröhre. Und wie es auf dem Waldboden aussieht, ist auf dem dritten Bild zu sehen. Das letzte Bild zeigt den Kasten von der linken Seite. Das kleine Einflugloch links hat nur einen Durchmesser von 30 mm. Im vergangenen Jahr brüteten dort Blaumeisen. Das Nest ist noch drin, weil sich diese zusätzliche kleine Nisthilfe am großen Kasten nicht öffnen läßt. Sie ist vernagelt.

Weiter oben erkennt man die Arbeit der Buntspechte, die den Kasten schon zerlegen wollten, als er noch nicht von den Staren besiedelt war. Auf diesem Bild erkennt man oben ein Loch. Es war ein alter Spechtschaden, der notdürftig repariert war. Iinzwischen ist der Flicken wieder herausgefallen. Seit einigen Tagen füttern die Stare nun durch diese neue Öffnung, während durch die untere Öffnung weiter gekotet wird.

Buntspecht auf FuttersucheBuntspecht auf FuttersucheVater Specht ist hier bei der Futtersuche in einem alten Eichhörnchennest in der Nähe der Nisthöhle. Noch gibt es aber nichts zu füttern, denn die Bruthöhle ist ja noch nicht einmal fertig.

 

  Buntspecht am Nest  

Am 27.03.2008 baute SIE am Nest weiter. Aber es ging noch immer nicht so recht voran.

 

Buntspecht an BirkeVater Specht, erkennbar am roten Nacken, beim Katze-und-Maus-Spiel mit den Staren am Nachbarbaum. Am Ende sind weder die Stare noch die Spechte dort eingezogen. Sie haben sich nur gegenseitig bekriegt.

 

Vater Specht räumt das alte Nest im Naschbarbaum aus
Hier wird die alte Spechthöhle im Nachbarbaum vom Specht leer geräumt. Vielleicht hat er sie als Schlafplatz gebraucht?

 

  B   B      

Die Stare am Nachbarbaum. Sie zogen am Ende doch den Kürzeren und nahmen sich einen Nistkasten nur 5 Meter weiter. Und das war auch gut so, denn wenige Tage später brach die morsche Birke zusammen. Niemand kam zu Schaden, weder Mensch noch Vogel.

 

Buntspechtin schaut aus der Nisthöhle heraus B Am 02.04.2008 flogen endlich richtig die Späne. SIE arbeitet mit Volldampf am Ausbau der Nisthöhle und wird wohl bald Eier legen. Das geht schon den ganzen Tag so. Am Fuße des Baumes ist das Ergebnis gut sichtbar. Ein Teppich weißer Birkenspäne ziert den Boden des kleinen Wäldchens.
Ein kleines Video von dieser Arbeit.

Wenige Tage später wurde es still an der Nisthöhle. Sie wurde wohl nur noch zum Eierlegen und später zum Brüten aufgesucht. Wenn ich mit Toby vorbeikam, schaute ein Specht meistens nur kurz heraus und verschwand dann wieder in seinem Loch. Schließlich kannten wir uns bereits. Ich ging mit Toby so oft wie möglich am Spechtbaum vorbei und "redete" mit ihnen. So lernten sie meine Stimme kennen. Auch vom Balkon aus konnte ich den Flugbetrieb gut beobachten.

BHektisch ging es immer dann zu, wenn dieser Besucher, das Eichhörnchen, in die Nähe des Nestes kam. Dann war einer der Spechte ziemlich schnell zur Stelle und griff an. Hilfe bekam er manches mal auch von den Krähen, die in unmittelbarer Nähe auch ein Nest hatten. Ungefähr am 10. Mai ging ein Gerücht um, im Wäldchen läge ein toter roter Vogel mit zerrissenem Hals. Ein Auto kann es nicht gewesen sein, denn er soll 20 m von der Straße entfernt im Wäldchen gelegen haben. Vermutlich Hund oder Katze, wohl eher letztere, denn die gibt es hier zur Genüge.

Hoffentlich ist es nicht "unser Specht"!

Ich suchte den Wald ab, fand aber keinen toten Specht, noch nicht einmal eine Feder von ihm. In den folgenden Tagen sah ich dann aber nur noch den männlichen Specht, SIE war nicht mehr zu sehen. So erhärtete sich schnell der Verdacht, daß die Spechtin das Opfer war. Und tatsächlich, wenn ein Specht an der Nisthöhle zu sehen war, war es immer nur der männliche Specht. Flugbetrieb an der Nisthöhle war nur noch selten zu sehen.

Was sollte nun bloß aus der Brut werden?

Offenbar wußte sich der Buntpecht aber zu helfen:

Kohlmeisen pärchen am NistkastenKohlmeise mit FutterKohlmeisenküken im NestKohlmeisenküken im NestInzwischen wurden auf unserem Balkon seit einigen Tagen die Kohlmeisenküken gefüttert. Das war dem Specht natürlich nicht entgangen. Und da die Kohlmeisen sich leichtsinniger Weise einen Kasten mit viel zu großem Flugloch ausgesucht hatten, war er ein leichtes Spiel, die Kohlmeisenküken aus dem Nistkasten zu räubern.

Edel hatte den Buntspecht am Kohlmeisenkasten zuerst bemerkt. Sie sah ihn abfliegen, und das mindestens 5 mal in Folge. Wir glaubten noch, er sei immer wieder gestört worden. Das aber war leider ein Irrtum. Gestört wurde er nur einmal, als ich die anfliegenden Kohlmeisen am Nistkasten fotografieren wollte und statt der Kohlmeisen plötzlich der Specht am Nistkasten auftauchte. Und weil weder er noch ich auf diese Begegnung eingestellt waren, war er so schnell wieder weg, daß ich kein Foto von ihm bekam. Er kam aber wenig später wieder und ließ sich ablichten. Ich hatte auf ihn gewartet.

Vater Specht klaut KohlmeisenkükenSo wurde der "Räuber" am 08. Mai auf frischer Tat ertappt, türmte aber sofort unverrichteter Dinge. Etwas später kam er noch einmal zurück und holte sich wieder ein Kohlmeisenküken. Wie sich sogleich herausstellen sollte, war es das letzte der 8 Küken.

 

Nach diesem Überfall war das Kohlmeisennest leer. Mit diesem Anblick hatten wir nicht gerechnet. Wir waren entsetzt, trösteten uns aber mit dem Gedanken, daß er damit wenigstens die eigene Brut auch ohne seinen Partner durchbringen könnte. Das hat sich wenige Tage später leider auch als Irrtum herausgestellt. Er hat die Küken wohl lieber selbst gefressen und nicht an seine Nachkommen verfüttert.

 

Ein Star räumt eine Spechthöhle aus Am 13. Mai sah ich zu meinem Entsetzen, wie sich ein Star in der Spechthöhle zu schaffen machte und ging der Sache nach. Offensichtlich versuchte der das Nest leerzuräumen. Die Küken waren bereits verendet. Das Foto ist aus dem Wohnzimmer durch das geschlossene Fenster aus etwa 30 m Entfernung gemacht worden. Am Flugloch hing ein kleines Etwas. Bei der Vergrößerung des Fotos war ein verendetes Küken zu erkennen. Vermutlich wollte der Star es aus dem Spechtloch werfen, was aber mißlang.

 

Spechtleiche am FluglochSpechtleiche am FluglochSpechtleiche am FluglochSpechtkükenleiche am WaldbodenamSpechtkükenleiche am WaldbodenamDas unschöne Ende einer Spechtbrut hängt nun aus dem Flugloch heraus. Ein weiteres verendetes Spechtküken lag bereits auf dem Waldboden. Aasfliegen übernahmen die letzte Arbeit. In der Natur wird eben alles verwertet.

 

Eine Geschichte, die so schön begonnen hatte, nahm nun ein makaberes Ende, sowohl für die Kohlmeisen, wie auch für die Spechte. Und auch die Krähen hatten wohl ihr Nest verlassen. Vermutlich hatten die Kohlmeisen doch die Eier angepickt. Ich sah einmal eine Kohlmeise längere Zeit am Nestrand des Krähennestes sitzen. Schon vor einem Jahr hatte ich beobachtet, wie eine Kohlmeise das Gelege einer Amsel angepickt hatte.

BuntspechtIn der Fotocommunity gibt es ein schönes Foto:

Ein Buntspecht räumt einen Nistkasten aus, nachdem er Tage zuvor das Einflugloch größer gehämmert hatte. Ich habe allerdings noch nie feststellen können, daß ein Specht in einem Nistkasten gebrütet hat. Der zimmert seine Höhle immer in einem Stamm. Eher glaube ich, daß er dort Kücken geholt hat.

Hund, Edel und junge KräheAus dem Gelege der Krähen ist offenbar nur ein Junges geschlüpft und am 30.05.2008 aus dem Nest gefallen.Toby fand es beim Gassi gehen gegen 23 Uhr unter dem Nestbaum und verbellte es lautstark. Die junge Krähe war arg ramponiert. Beide Beine waren verletzt. Wir brachten sie am nächsten Tag zu einem Tierarzt. Der aber schüttelte den Kopf und wollte sie als aussichtslosen Fall gleich töten. Wir nahmen sie wieder mit und kümmern uns weiter um den lahmen und verwaisten Vogel. Am 17.08.2008 jedenfalls ging es ihm schon relativ gut, bis auf die Beine. Edel führt ein kleines Tagebuch über den Genesungsprozeß.

Bild: Edel, Toby und die Krähe beim Relaxen auf dem Balkon am 01.07.2008.
Hier gibt es einen kleinen Bericht über die abgestürzte Krähe, Blacky, den Unglücksraben.
Im April 2009 benutzte am Jenfelder Moorsee ein Buntspecht eine Satellitenschüssel als Blechtrommel:

 

Das Steenmoor bei Googl Maps.

Größere Kartenansicht 

Der Ruf der Spechte ist nicht mehr zu hören,
ihr Klopfen nicht auch nicht ihr Hämmern.
mit Partner hätt's wohl eine Chance gegeben,
zu schnell zu Ende ging ihr kurzes Leben.

Weitere Tiergeschichten von WSL

Buntspechtin vom Steenmoor

25. Dezember 2012:

Im Steenmoor ist wieder eine Spechtin. Es war fast dunkel, als sie sich auf dem Balkon über das Meisenfutter hermachte. Kaum einen Meter entfernt saß Blacky im Wohnzimmer auf seiner Stange. Die Spechtin beobachtete die zahme Krähe. Sie wurde mehrfach mit Blitzlicht fotografiert. Das hat sie überhaupt nicht gestört.

Danke für Ihren Besuch - Meine anderen Tiergeschichten - Tiergeschichten (Bücher)